Betrug: Türkische Kauffrau bringt Landsleute um den Urlaub

Die 27-Jährige steckte sich das Geld für Buchungen in die eigene Tasche.

Mönchengladbach. Für mehr als 60 türkische Familien aus Mönchengladbach sollte es ein erholsamer Sommerurlaub an den Traumstränden ihres Heimatlandes werden. Doch statt einer Reise in die Sonne erlebten sie eine böse Überraschung: Aus dem Tripp wurde nichts, das Geld dafür hatte die Reiseveranstalterin, eine türkischstämmige Mönchengladbacherin mit eigener Agentur für Türkeireisen in Rheydt, verprasst.

Das Ermittlungsverfahren wegen Betrugs gegen die 27-jährigen Reisekauffrau ist eingeleitet. Die Frau soll viele ihrer Landsleute in der Stadt um ihren Urlaub gebracht haben. Sie ging dabei immer nach dem gleichen Muster vor: Ihre Kunden lockte sie mit besonders günstigen Türkei-Reiseangeboten. Wer buchen wollte, musste bar zahlen. Die Reiseunterlagen, so versprach sie, sollten einige Tage später im Briefkasten landen. Manchen gab sie auch eine Nummer, mit der sie direkt am Flughafen ihre Tickets erhalten sollten.

Was zunächst niemand ahnte: Die 27-Jährige steckte das Bargeld in die eigene Tasche, bezahlte die Reisen dann mit den Zahlungen der nächsten Buchungen. "Das war wie ein Schneeballsystem", sagt Polizeisprecher Willy Theveßen.

Als dann zu Beginn des Sommers weniger Reisen gebucht wurden, funktionierte ihr betrügerischer Plan plötzlich nicht mehr. Am 1. Juli erstattete das erste Urlaubs-Opfer Anzeige. Es hatte die Reiseunterlagen nie erhalten. Weitere Beschwerden folgten: Am Flughafenschalter wurden viele Reiselustige abgewiesen - ihre Ticketnummer war ungültig.

"Die Betroffenen sind nicht nur wütend wegen des finanziellen Verlusts, sie sind auch traurig, weil ihr Urlaub, ihr Besuch in der Heimat, geplatzt ist", sagt Theveßen.

Die junger Reisekauffrau hat ihr Büro inzwischen geschlossen. Sie wurde laut Polizei noch nicht vollständig vernommen, soll ihre Schuld jedoch zugegeben haben. "Sie bereut, was sie getan hat und versucht, sich bei Verwandten Geld zu leihen, um den Schaden für die Betroffenen auszugleichen", sagt Theveßen.

Der liege nach eigenen Angaben der 27-Jährigen bei rund 100000 Euro. Ob die Opfer ihr Geld zurückerhalten, ist nicht klar. Der Frau drohen bei einer Verurteilung mehrere Jahre Gefängnis.

Der Fall ist der zweite Massen-Reisebetrug im Rheinland innerhalb einer Woche. In Velbert flog vor einigen Tagen ein 25-jähriger Reisebüro-Inhaber auf. Er hatte Hunderte Kunden auf eine ähnliche Art um ihre Urlaubsfreunden gebracht.