Bordell-Brand vor Gericht

Dem 27-jährigen Sohn des Betreibers wird versuchter Mord vorgeworfen.

Mönchengladbach. In der Nacht zum 24.September 2008 passierte an der Rheydter Straße eine Tragödie, bei der eine ganze Familie verletzt wurde: In einem Bordell nahe der Dessauer Straße kam es zu einer Verpuffung. Fast auf den Tag genau ein Jahr danach wird der Fall jetzt vor Gericht aufgerollt. Am Dienstag war Prozessauftakt im Gladbacher Landgericht.

Angeklagt ist der 27-jährige Rafael S., der Sohn des Bordell-Betreibers. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord, schwere Körperverletzung und Brandstiftung vor.

Zur Erinnerung: In jener Nacht, gegen 4 Uhr, standen die Räume des "X-Club", Hausnummer 142, plötzlich in Flammen. In dem Club war zu dieser Zeit kein Betrieb. Die vierköpfige Familie E., die in der Dachwohnung über dem Bordell wohnte, wurde von dem Feuer geweckt und versuchte, nach draußen zu gelangen. In diesem Moment kam es zur Explosion.

Der Familienvater Mike E. (damals 42) wollte sich mit seiner Tochter (damals 6) auf die Straße retten, dabei wurden die beiden von einer Druckwelle erfasst und schwer verletzt. Der Mann lag monatelang im Koma, leidet bis heute unter den Brandverletzungen.

Die Mutter, Daniela E. (damals 41), und der damals siebenjährige Sohn Alexander schafften es vom Treppenhaus auf das Flachdach eines Nebengebäudes, konnten leicht verletzt von der Feuerwehr gerettet werden. Ein 42-jähriger Passant, der das Feuer bemerkte und die Bewohner warnen wollte, und eine weitere Hausbewohnerin wurden leicht verletzt.

Experten der Polizei konnten später keine Einbruchsspuren in dem völlig ausgebrannten Club finden: Hätte jemand die Fenster von draußen eingeschlagen, wären die Glassplitter in den Raum gefallen und hätten nicht draußen gelegen. An einem Zigarettenautomaten entdeckten die Ermittler schließlich Blutspuren von Rafael S.

Der Verdacht erhärtete sich, dass S. den Einbruch vorgetäuscht und selbst in dem Bordell an mehreren Stellen Benzin ausgeschüttet und angezündet hatte. Dabei, so hält ihm die Staatsanwaltschaft vor, nahm er den Tod der in den Stockwerken über dem Club lebenden Menschen in Kauf.

Während der Ermittlungen habe er versucht, sich ein falsches Alibi zu verschaffen, sich jedoch immer mehr in Widersprüche verwickelt. Der geschädigte Mike E. habe ausgesagt, dass er S. aus dem Bordell laufen sah, kurz bevor der das Feuer entdeckte. S. war zudem der einzige, der einen Schlüssel zu dem Club besaß.

Über das Motiv herrscht nach wie vor Unklarheit. Zum Auftakt des Prozesses lehnte es S. ab, Angaben zu seiner Person und zur Sache zu machen. Der in Kasachstan geborenen Deutsche bestritt zu einem früheren Zeitpunkt die Vorwürfe.

Sein Verteidiger, Gert Meister, ließ erkennen, dass er einen Freispruch für den 27-Jährigen anstrebt. Es gebe Personen, die der Tat ebenfalls verdächtigt werden könnten, so der Anwalt.

Für den Prozess sind insgesamt fünf Verhandlungstage vorgesehen. Er wird am 2. Oktober fortgesetzt.