Dating-Abend in der Volkshochschule: Sieben Frauen und nur ein Mann
Die Volkshochschule möchte Singles hinter dem Ofen hervorlocken — bei den Damen klappt das auch.
Mönchengladbach. Nein, ihren echten Namen möchte die 43-Jährige nicht in der Zeitung lesen. Ebenso wie die anderen Teilnehmer, die zum Dating-Abend für Singles gekommen sind, den die Volkshochschule sporadisch im Café van Dooren anbietet. Sie hatte sich schon erhofft, bei dem Treffen „jemand“ kennenzulernen. Diana, so nennen wir sie jetzt einfach mal, ist „aktiv auf Partnersuche“, wie sie bekennt. „Über den Freundeskreis bin ich auf den Termin aufmerksam gemacht worden“, sagt sie. Dumm, dass neben sieben Frauen nur ein Mann zu dem Treffen kommt.
„Ein 1:1-Verhältnis haben wir noch nie hinbekommen“, sagt Angelika Effertz-Bäumer. Die Familientherapeutin und Heilpraktikerin versucht seit drei Jahren, „die Singles in der Region hinterm Ofen hervorzulocken“, wie sie selbst sagt. „Das geht auch um seelische Gesundheit“. Sie moderiert solche Treffen auch in Willich und Niederkrüchten sowie fürs Deutsche Rote Kreuz.
Madeleine findet das Angebot trotzdem gut. Die 48-Jährige ist seit einem Jahr Single. „Ich habe zuvor noch nie alleine gelebt“, erzählt sie. „Jetzt sage ich mir alleine Guten Morgen und allein Gute Nacht“, sagt sie über die Motivation, wieder einen Partner zu finden. „Ich habe schon ein Problem damit, allein auszugehen“, räumt sie ein. Sonntags sei die Einsamkeit oft besonders schlimm, sind sich alle einig. So sehr, dass es oft nur bei dem Vorsatz bleibe, etwas zu unternehmen. „Der Bekanntenkreis von früher, das sind alles Paare, da fühlt man sich dann als fünftes Rad am Wagen“, sagen sie. „Andererseits denken alle, man habe jetzt Zeit und könne bei allen möglichen Gelegenheiten einspringen“, berichtet Gilbert von einem anderen Phänomen im Single-Leben.
„Vielleicht sollte man dazu übergehen, das Alleinsein als Gelegenheit sehen“, klinkt sich Familientherapeutin Angelika Effertz-Bäumer ein. „Man kann sein Leben endlich frei gestalten und bei sich selbst ankommen.“ Die Teilnehmer denken nach und nicken.
Das Problem mit der mangelnden Beschäftigung hat Diana bereits gelöst. Über eine Single-Plattform im Internet organisiert sie sich Freizeit-Gruppen-Aktivitäten.
„Es gibt 2000 Single-Plattformen im Internet“, berichtet Effertz-Bäumer. „Die zu nutzen ist durchaus legitim.“ Allerdings seien im eigenen Interesse Regeln zu beachten. „Wenn Ihnen jemand sympathisch ist, möglichst schnell mit ihm telefonieren, möglichst schnell mit ihm treffen“, sagt sie. „Sonst macht man sich Illusionen: George Clooney kann in der Realität schnell zu Horst Schlämmer werden.“ Momentan laufe die Partnersuche außerdem wieder verstärkt über Kontaktanzeigen.
Die nächsten Termine für Singles bei der VHS: Netzwerktreffen für Singles in Haus Berggarten am 3. Mai, nächstes Dating-Café im Café van Dooren am 24. Mai. Eine Anmeldung ist erforderlich.