Der nächste Großeinsatz am Minto

Hundertschaft und Pferdestaffel waren gestern im Einsatz. Anlass war ein Hinweis, dass sich erneut rivalisierende Jugendgruppen dort treffen wollten.

Foto: Theo Titz

Dienstag, Mittwoch, Donnerstag — an allen drei Tagen gab es Großeinsätze am Sonnenhausplatz vor der Shopping-Galerie Minto. Gestern war ein telefonischer Hinweis der Grund: Angekündigt wurde ein erneutes Aufeinandertreffen von rivalisierenden Jugendgruppen in dem Bereich. Die Polizei nahm den Hinweis ernst, fuhr mit einer Hundertschaft und Polizeipferden auf.

Foto: Jörg Knappe

Mehrere Stunden wurden Jugendliche kontrolliert: 48 Platzverweise wurden ausgesprochen, zwei junge Menschen in Gewahrsam genommen und anschließend in die Obhut ihrer Erziehungsberechtigten übergeben.

Die Platzverweise erhielten die Jugendlichen, die zu den Gruppierungen gehören, die bereits am Dienstag und gestern dort auffällig geworden waren. In Gewahrsam kam ein Jugendlicher, der aus einer Einrichtung entwischt war, und ein minderjähriger Junge, der bei der Polizei ein falsches Alter angegeben hatte.

Die angekündigte Massenschlägerei blieb aus, gegen 17.30 Uhr wurde der Einsatz beendet. „Nach den problematischen Ansammlungen von Jugendlichen in den vergangenen Tagen wollten wir mit der starken Polizeipräsenz auch ein Zeichen setzen: ,So nicht!’“, sagte Polizeisprecherin Isabella Hannen.

Auch in den kommenden Tagen wird viel Polizei auf der Hindenburgstraße vor dem Minto unterwegs sein. Am Mittag hatte es ein Gespräch zwischen Polizei und Center-Management gegeben. Jugendamt und Ordnungsamt stehen bereits seit der Massenansammlung am Dienstag, bei der ein 14-Jähriger ein Messer zückte, im engen Kontakt mit der Polizei. Einen Anlass, dort einzuschreiten, sieht man bei der Stadt bis jetzt allerdings nicht. „Die Jugendlichen, die erwischt wurden, gehören nicht zur Klientel des Jugendamtes“, erklärte ein Stadtsprecher. Der 14-Jährige, der am Dienstag das Klappmesser gezogen hatte, komme aus einer anderen Stadt. Er ist zurzeit in einer pädagogischen Einrichtung im Kreis Neuss untergebracht, wohin er nach dem Vorfall hin zurückgebracht wurde. Am Mittwoch war die Polizei alarmiert worden, weil Jugendliche, die sich zusammengerottet hatten, Böller zündeten.

Für Jugendforscher Professor Klaus Hurrelmann ist das ein typisches Phänomen: „Das ist jugendspezifisches Ausnutzen von Freiräumen und Austesten, wie weit sie gehen können“, sagt der Berliner Sozialwissenschaftler. Ein Einkaufszentrum und der Platz davor biete Jugendlichen einen Raum mit liberalen Regeln und entsprechendem Verhaltens-Spielraum (etwa im Vergleich zu einem strenger bewachten Hauptbahnhof) bei gleichzeitig hoher Aufmerksamkeit.

Klaus Hurrelmann, Jugendforscher

„Wenn der Alltag ohne große Herausforderung etwa in anderen Treffpunkten bleibt, dann ist so ein öffentlicher Raum ideal für Jugendliche“, so Hurrelmann. Dies übe auch großen Reiz aus auf Mitläufer. „Es wäre naheliegend, dass geschulte Leute wie etwa Streetworker das Gespräch suchen sollten“, sagt Hurrelmann. „Noch sind Ferien, aber man muss aufpassen, dass der Reiz nicht so groß wird, dass sich dieses Phänomen auch nach Schulbeginn fortsetzt. Sonst erhält das eine ganz neue Färbung.“