Die Citykirche sucht neue Helfer

Aktuell engagieren sich 16 Freiwillige, mindestens 40 werden benötigt. Im schlimmsten Fall droht die Schließung.

Foto: Schnettler

Sie sind engagiert, sie lieben die Citykirche, in der sie Woche für Woche, Monat für Monat, ihre Dienste verrichten. Die 16 ehrenamtlichen Hüter der ehemaligen Hauptpfarrkirche geben alles. „Aber wir sind alle im Rentenalter“, sagt John Barrawasser. „Da fehlt immer mal jemand wegen Krankheit.“ Oder es geht gar nicht mehr. Der Ansprechpartner für die Freiwilligen ist Uwe Reindorf. Er verantwortet die Koordination der Arbeit der Citypastoral in der Stadt. „In die Citykirche darf ich aber laut Stellenausschreibung nur 30 Prozent meiner Arbeitszeit investieren“, sagt er. Barrawasser und seine Mitstreiter haben sich neulich zur Krisensitzung getroffen.

„Wir wollen die Citykirche stärker im Bewusstsein der Bevölkerung verankern“, sagt er. Das Haus soll einladender werden, sich zur Stadt öffnen. Zusätzliche Ideen sollen eingebracht um umgesetzt werden. „Wir wollen keinen Verein gründen, sondern eher eine Initiative.“ Der sich möglicherweise neue Ehrenamtler anschließen könnten. Denn das ist das Hauptproblem: „Wir brauchen dringend mehr Leute allein für die Beaufsichtigung der Citykirche“, sagt John Barrawasser.

An fünf Tagen in der Woche ist die Citykirche von 10 bis 16 Uhr durchgehend geöffnet. Sonntags und montags ist geschlossen. In der Regel ist vorgesehen, dass zwei Aufsichtskräfte jeweils zwei Stunden in der Kirche wachen und Fragen der Besucher beantworten. „Das haut in der Regel nicht hin, weil wir immer wieder Ausfälle haben“, sagt Barrawasser. Ursula Krause gehört zu denen, die immer wieder einspringen. 15 Stunden und mehr verbringt sie wöchentlich in der Citykirche. „Ich mache das sehr gern, bin seit 1971 mit dieser Kirche verwurzelt“, sagt sie. „So lange ich kann, werde ich weiter machen.“ Karl-Heinz Ewalds bringt es auf den Punkt: „Wir müssen mindestens 40 Leute zusammenbekommen, damit wir erfolgreich weitermachen können.“ Wenn das nicht gelänge, könne die Citykirche nur noch stundenweise geöffnet werden. Schlimmstenfalls drohe die Schließung.

Um das zu schaffen, haben die Herrschaften sich schon einiges einfallen lassen. Am Sonntag, 8. Juli, werden die Barber Angels von 13 bis 16 Uhr Obdachlosen und Bedürftigen in oder (bei gutem Wetter) vor der Citykirche die Haare schneiden. Die „Engel mit Scheren“ sind Friseurinnen und Friseure, die als Mitglieder des karitativ tätigen Vereins Barber Angels in ganz Deutschland ihre Friseurdienstleistungen kostenfrei zur Verfügung stellen. Dank der Unterstützung durch Sponsoren können sie ihren Gästen nach dem Waschen, Haarschnitt oder Barttrimmen ein kleines „Carepaket“ mit Pflegeprodukten wie Shampoo, Kamm und Spiegel als Geschenk mitgeben. „Wenn Passanten die Aktion gut finden und spenden wollen, können sie sicher sein, dass das Geld gut investiert ist“, sagt Barrawasser.

Hildegard Dassen, ehrenamtliche Helferin

Die Ideen fließen. Die ehrenamtlichen Damen wünschen sich Tango-Abende. Auch Spirituelles und Kreatives wird erdacht. Hildegard Dassen und Ulrike Mühlen wollen unbedingt einen speziellen Wortgottesdienst für Borussen-Fans anbieten. „Das ist doch eine tolle Idee, oder?“, sagen die beiden. Auch Kooperationen mit Vereinen oder anderen Initiativen sind angedacht. Ein Thema liegt den Damen und Herren der Citykirche sehr am Herzen. In Kürze liegt die Bombadierung des Abteibergs mit Münster, Rathaus und Citykirche 75 Jahre zurück. „Wir überlegen noch, wie wir dieses besondere Ereignis ins Gedächtnis rufen können“, sagen sie.

Es wäre noch viel mehr möglich. Davon sind die 16 wackeren Wächter der Citykirche überzeugt. „Aber es fehlt halt nicht nur an Personal, es fehlt auch Geld.“ Die Hoffnung, dass bald ein neuer Pastoralreferent eingestellt wird, schwindet. Die Stelle ist bundesweit ausgeschrieben. Aber es liegen noch keine Bewerbungen vor.