Junge Forscher brauchen nicht viel
Statt teurer Spielzeuge stand im Volksgarten Kreativität im Fokus.
„Murmel-Kuhle“ heißt die Spielstation, bei der die Kinder eines Gladbacher Kindergartens abwechselnd und gegeneinander versuchen, die eigene Murmel in eine kleine Kuhle im Kiesweg des Volksgartens zu schnippsen. Der Wettkampfgeist der Kleinen zeigt sich aber auch an den anderen Stationen wie Büchsenwerfen oder Sack-Hüpfen. Spielende Kinder sind im Volksgarten per se ja ein gewohnter Anblick. Am Tag der Forscher spielen sie aber nicht auf dem großen Spielplatz, sondern auf den üppigen Wiesen daneben. Ihre Spielgeräte: Keine teuren und aufwendigen Spielzeug-Innovationen — im Gegenteil: Die rund 270 Kinder aus elf Gladbacher Kindergärten und Grundschulen beschäftigen sich mit einfachen Alltagsgegenständen und erforschen so neue, alte Spielideen.
„Ressourcenorientiert“ lautet der pädagogische Fachbegriff für diese Art des Spielens, weiß Ursula Müller-Brackmann. Die Leiterin des regionalen Bildungsnetzwerks hat mit ihrem Team und der Berliner Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ vor zehn Jahren diese Aktions-Reihe ins Leben gerufen. Das Motto in diesem Jahr: „Entdeck’, was sich bewegt“.
Und Bewegung — das erkennt man bereits von Weitem — macht auf den großen Picknick-Wiesen im Volksgarten richtig Spaß. Überall sind Spielstationen aufgebaut — für Dreijährige genauso wie für Drittklässler. Seilspringen mit Material aus dem Baumarkt anstatt teuren Sportseilen, Flaschenkegel mit PET-Flaschen oder ein Wurfspiel in Omas alte Kochtöpfe zeigen, wie leicht es sein kann, eine Beschäftigung selber zu kreieren.
Die Idee dahinter: Um Spaß zu haben, brauchen wir nicht viel Material und Geld. Die eigene Fantasie und Kreativität sollen angeregt werden. „Das sind teilweise noch Spiele aus meiner eigenen Kindheit“, erklärt Müller-Brackmann. Damals habe man sich nur mit Alltagsgegenständen neue Spiele ausgedacht. „Die Kinder sollen ein Gefühl dafür bekommen, dass man viele Dinge, die heute einfach weggeworfen werden, noch verwenden kann.“ Auch für die Betreuer und Lehrer öffne sich manchmal eine neue Sichtweise.