Die Motorradstaffel zeigt, was im Ernstfall wirklich hilft
Die Zweirad-Einheit der Johanniter hat einen speziellen Erste-Hilfe-Kurs für Motorradfahrer.
Aus dem Unterschenkel des jungen Mannes ragt der Knochen heraus, die Hose ist blutdurchtränkt, er liegt zitternd auf dem Boden. Immer wieder stöhnt er vor Schmerz, und sein Gesicht ist schon ganz blass. Glücklicherweise kommt eine Gruppe von Motorradfahrern vorbeigefahren, die Erste Hilfe leisten kann. Ein Fahrer sichert die Unfallstelle ab und verschafft sich einen Überblick über die Situation, ein anderer Helfer spricht den Verletzten an. Wiederrum jemand anderes wählt den Notruf. Dann versuchen die Motorradfahrer, die Wunde des Verletzten provisorisch zu verarzten. So schlimm das klingt — zum Glück war das nur ein realistisch nachgestelltes Übungsszenario der Johanniter Motorradstaffel.
In Mönchengladbach fand am Wochenende der Erste-Hilfe-Kurs speziell für Motorradfahrer zum ersten Mal statt. Bevor es auf die Straße ging, paukten die Teilnehmer die Theorie. Und da musste gut aufgepasst werden, denn für viele Teilnehmer lag der letzte Kurs schon einige Jahre zurück. „Mindestens zehn Jahr ist es her, dass die Teilnehmer sich mit dem Thema Erste-Hilfe beschäftigt haben, zum Teil auch 30 Jahre“, sagte Frank Felis, der Leiter der Motorradstaffel. 16 Motorradfahrer nahmen an dem Sicherheitstraining teil.
Doch zurück zum Unfallszenario im Nordpark: Während die Teilnehmer versuchten, in Bezug auf die Unfallsituation möglichst sicher und richtig zu reagieren, hatte man sie vom Straßenrand aus genau im Auge. Denn die restlichen Teilnehmer bekamen Beobachtungskarten mit Check-Punkten: Wurde der Verletzte angesprochen? Haben die Agierenden mit der Absicherung des Gefahrenbereichs und Handschuhen für ausreichend Eigenschutz gesorgt? Wurde auch psychische Erste-Hilfe geleistet? Wurde die Wunde ausreichend versorgt?
Dafür, dass dies das erste von insgesamt fünf Unfallszenarien war, gab es kaum etwas zu meckern. „Ihr habt das super gemacht“, sagte der ehrenamtliche Rettungsassistent Stefan Boxnick.
Lediglich eine Sache gab es zu beanstanden: Die Wunde hätte effektiver verbunden werden können, um die Blutung besser zu stoppen. Das Einzige, was Jochen Paul daran hinderte, war der sichtbare Knochen: „Ich wollte das Bein so wenig wie möglich berühren, damit die Verletzung nicht noch schlimmer wird.“ Er war einer der 16 Teilnehmer. Sein letzter Erste-Hilfe-Kurs liegt mehr als zehn Jahre zurück. Er habe sich bewusst für den Kurs der Johanniter entschieden, der die Theorie mit viel Praxis kombiniert. „Hier kommen mein Hobby, das Motorradfahren, und die nötige Ernsthaftigkeit zusammen“, sagte er. Insgesamt fanden die Motorradfahrer sich an fünf Stationen zusammen, bei denen sie das gelernte theoretische Wissen anwenden konnten. Das letzte Szenario fand am abgesperrten Ende der Autobahn 44 statt. Dort arbeiteten dann alle Teams zusammen, denn es gab gleich sechs „Verletzte“, bei denen Erste Hilfe geleistet werden musste. Sogar ein Rettungswagen kam zur Unfallstelle, um den Teilnehmern die Übergabe der Verletzten zu zeigen.