Disco-Fieber im Ersatz-Theater

Stadttochter EWMG verhandelt mit „mehreren Interessenten“ und will den „Klotz am Bein“ rasch loswerden.

Mönchengladbach. Vor gut einem Jahr erwachte in Horst-Peter Vennen wieder das Disco-Fieber. Da sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG im WZ-Gespräch: „Eine Disco im Nordpark — ein solches Event brauchen wir in der Stadt.“ Und das Ersatz-Theater im Nordpark mit dem Kürzel TiN sei genau das Richtige für DJ, Rhythmen und mehr. Jetzt verhandelt die EWMG mit „mehreren Interessenten“. Nicht nur der SPD-Politiker Vennen erwartet, dass es nach den Sommerferien eine Entscheidung gibt.

TiN steht für Theater im Nordpark. Hier gastierten die Theaterleute etwa 17 Monate lang, weil die „Stadthalle Rheydt“, der eigentliche Standort fürs Gemeinschaftstheater Gladbach-Krefeld, aufwändig für mehr als 8,4 Millionen Euro saniert wurde. So mussten beispielsweise Brandschutz und Bühnentechnik an der Odenkirchener Straße erneuert werden.

Seit September 2011 steht das TiN mit seinen rund 5000 Quadratmetern Nutzfläche leer. Und kostet. Vennen: „Als das Theater hier gastierte, zahlte die Stadt für die Nutzung Miete.“ Die fällt nun weg. Der EWMG-Etat werde mit Beträgen für Unterhalt usw. „enorm belastet“. Eine Summe nennt der Politiker nicht, sagt aber, dass das TiN als Lagerhalle beispielsweise für Spediteure nicht in Frage komme. Die Einnahmen seien zu gering, zumal die EWMG das ehemalige Bundeswehr-Depot (u.a. für lange haltbar gemachte Lebensmittel) für rund drei Millionen Euro theatergerecht umbaute — mit richtiger Bühne, Zuschauer-Rängen, Licht- und Akustik-Technik usw..

Die FDP sprach sich unlängst dafür aus, das TiN zu verkaufen. Der Bürger habe kein Verständnis dafür, wenn die teure Immobilie als Lagerkomplex verkümmern würde. EWMG-Chef Uli Schückhaus konnte sich zu einem früheren Zeitpunkt vorstellen, hier das gewichtige Textilmaschinen-Depot der Stadt einzurichten. Die vielen alten Maschinen stehen derzeit in den Boetzelen-Höfen in Eicken. Schückhaus’ Vertrag wurde gerade zu Bezügen von gut 180 000 Euro im Jahr plus umsatzorientiertem Bonus bis Ende 2018 verlängert.

Ob der Disco-Betreiber das TiN kauft bzw. pachtet, ist derzeit offen. Klar ist hingegen, dass der Lärmschutz „optimiert“ werden müsse. Einige Nachbarn pochen laut Horst-Peter Vennen auf einen besseren Emissionsschutz, sollte die Disco ihre vielen Lautsprecher einmal voll aufdrehen.

Darüber hinaus bestehen noch baurechtliche Probleme, die das Ganze verzögerten. Jedenfalls wolle man den „Klotz am Bein der EWMG“ so rasch wie möglich loswerden. Mit anderen Worten: Aus dem Verlustgeschäft TiN müsse ein Geschäft mit Gewinn werden.