Drogenberatungsstelle: „Cannabis ist nicht harmlos“
Immer mehr Abhängige suchen Hilfe — mittlerweile sogar eine Therapie.
Mönchengladbach. „Cannabis ist keine harmlose Droge“, sagt Achim Brasseler, Leiter der Gladbacher Drogenberatungsstelle. Drei seiner Klienten haben in diesem Jahr schon einen Antrag auf stationäre Behandlung ihrer Abhängigkeit von Cannabis gestellt. „Das gab es 2004 noch nicht.“ Die Gefahr, die vom Konsum der Pflanze ausgeht, werde unterschätzt. Heutzutage enthalte Cannabis ein Vielfaches von dem, was an Amphetamin in den 70er Jahren üblich war.
Zwar sinke die Zahl der Erstkonsumenten in den vergangenen Jahren, doch immer häufiger nimmt der Konsum problematische Formen an. Die Folgen sind bei Abhängigkeit die gleichen wie bei Opiaten (Heroin) oder Alkohol: Der Alltag wird nicht mehr bewältigt, Jugendliche gefährden durch die Droge, die aufs Gehirn wirkt, ihre Schullaufbahn und somit ihren Lebensweg, oft folgen psychiatrische Erkrankungen. „Da hilft dann nur noch eine Therapie über drei bis vier Monate“, sag Brasseler.
Um so erfreuter ist er über die Zahl der Menschen, die sich an seine Beratungsstelle wenden, um sich fundierte Informationen zu holen. „Im vergangenen Jahr hatten wir knapp 300 Beratungen wegen Cannabis- und Amphetaminkonsum.“ Es ist schon jetzt abzusehen, dass es in diesem Jahr sogar mehr werden.
Besonders die Zahl der besorgten Eltern, die sich an ihn und seine Mitarbeiter wenden, lassen hoffen. „Jugendliche im Alter von 13 bis 15 Jahren kommen nicht von sich aus auf uns zu. In dieser kritischen Phase sind Eltern, Ausbilder oder Lehrer ungeheuer wichtig.“ Einige kann er ruhigen Gewissens wieder wegschicken. „Aber es ist uns sehr recht, wenn sie hierher kommen, wenn sie nur ein komisches Gefühl haben.“
In einem Gespräch wird geklärt, wie groß die Gefahr ist, in der der Jugendliche schwebt. Die Situation in Familie, Schule und Beruf wird abgefragt, Nikotinabhängigkeit, das Milieu des Freundeskreises und die Persönlichkeitsstruktur des Jugendlichen. „Wenn jemand unter einem Aufmerksamkeitsdefizit oder einer Hyperaktivität leidet und nicht behandelt wird, greift er leichter zu Cannabis, weil es beruhigend wirkt“, nennt er ein Beispiel.
„Die Eltern, die zu uns kommen, sind sehr aufmerksam mit ihren Kindern“, sagt er anerkennend. „Deswegen kann man dann mit Familientherapie und ähnlichem viel erreichen und eine Sucht verhindern.“ Da 77 Prozent der konsumierenden Jugendlichen angeben, dass sie das tun, um Spaß zu haben, zu genießen und entspannen, kann man dem Cannabiskonsum beispielsweise mit einer befriedigenden Freizeitgestaltung entgegenwirken.