Ehrung: Preis für „ketzerischen Mönch“
Abtprimas Notker Wolf hat den Benediktpreis entgegen genommen und ging dabei auch auf den Umgang mit Missbrauchsfällen ein.
Mönchengladbach. Auf der linken Seite der Bühne steht die Holzfigur des Klostergründers Benedikt, rechts bringt das Joscho Stephan Duo mit seinen Gitarrenklängen ein Stück Brasilien in den Kaisersaal von Haus Erholung.
Dazwischen steht Notker Wolf und passt genau dort hin: "Musik ist eine Sprache, die wir Benediktiner auch pflegen", sagt der 33. Träger des Benediktpreises und packt gleich sein eigenes Musikinstrument aus.
Für das Festpublikum spielt er an diesem Abend Debussys "Syrinx" auf der Querflöte. Am Tag davor hat Notker Wolf mit seiner E-Gitarre und seiner Rockband Feedback noch beim ökumenischen Kirchentag auf der Bühne gestanden.
Abtprimas und "rockender Abt" sind Bezeichnungen, mit denen der Ordensmann immer wieder in Verbindung gebracht wird. Der oberste Repräsentant der Benediktiner sagt von sich, er wolle, "die Tradition der Altvorderen weitertragen" und nicht in der Vergangenheit verharren.
Seit 1968 wird der Benediktpreis der Stadt Mönchengladbach an Persönlichkeiten verliehen, "die sich in besonderer Weise um das kulturelle Erbe verdient gemacht haben", sagte der diesjährige Laudator Helmut Linnenbrink. Die Verleihung des undotierten Preises geht auf den Beschluss des Bürgervereins für Heimat- und Brauchtumspflege zurück und knüpft an Mönchengladbachs Gründung als benediktinisches Kloster vor 1000 Jahren an.
Notker Wolf verkörpere "den jahrhundertelangen Beitrag der Benediktiner zur europäischen Kultur", betonte der Laudator, der Ehrenvorsitzende der Diözesangruppe Bund Katholischer Unternehmer in der Erzdiözese München und Freising ist, in seiner Rede. Wolf, 1940 im Allgäu geboren, ist Vielseitigkeit in die Wiege gelegt: Er studierte Philosophie, Theologie, Zoologie, Anorganische Chemie und Astronomiegeschichte. Seit 2000 vertritt der Abtprimas von Rom aus mehr als 800 Benediktinerklöster und Abteien weltweit.
Der Autor zahlreicher Schriften habe sich in der Öffentlichkeit mit "bisweilen auch ketzerischen Gedanken" zu Wort gemeldet, lobte Norbert Bude den Ehrengast. Bevor der Oberbürgermeister den Preis, eine etwas 15 Zentimeter runde Bronzeplakette und eine Ansteckplakette mit dem Abbild Benedikts, überreichte, sprach Notker Wolf kritisch in eigener Sache. Er versprach für den Benediktinerorden, dass mit jedem Opfer der Missbrauchsfälle gesprochen und objektive Gremien von außen die Vergehen aufklären würden. Die Ereignisse seien "ein großer Schock", der jedoch "die Gemeinschaft wieder enger zusammen bringe".