Ein großer Kleingärtner
Nach mehr als 30 Jahren gibt Heinz-Josef Claßen den Vorsitz der „Schollen“-Freunde in Gladbach ab.
Mönchengladbach. Meine Frau ist schuld“, stellt Heinz-Josef Claßen lachend fest. Sie habe ihn vor 37 Jahren dazu überredet, einen Kleingarten in der Anlage An der Landwehr Dahl zu pachten. „Die Kinder waren klein, wir wollten einen Platz im Grünen.“
Den hat der junge Familienvater dann zwar bekommen, aber sehr schnell auch eine ehrenamtliche Funktion. „Als ich eintrat, suchte der Verein gerade einen neuen Vorsitzenden“, erinnert sich Claßen.
Sechs Wochen später wurde der Neuling gewählt. Das war 1974. 1980 übernahm er auch den Vorsitz im Kreisverband, den er erst jetzt mit 67 Jahren an den Nagel hängt.
In den vielen Jahrzehnten als oberster Vertreter der Gladbacher Kleingärtner hat er viel erlebt. „Auch Negatives“, gibt er zu, „aber das hat sich nicht eingeprägt. Es war eine schöne Zeit, die ich nicht missen möchte.“
An die besonderen Höhepunkte seiner Tätigkeit erinnert er sich gut. „Die Absicherung aller 52 Kleingartenanlagen durch entsprechendes Baurecht, die ,Entwicklungshilfe‘ in Erfurt und die Öffnung aller Mönchengladbacher Anlagen für die Öffentlichkeit.“
Es gelang dem obersten Gärtner, zusammen mit dem damals zuständigen Dezernenten Helmut Hormes alle Kleingartenanlagen vor einer wie auch immer gearteten anderen Nutzung zu schützen. Gladbachs Kleingärtner müssen also nicht befürchten, ihre geliebten Parzellen jemals loszuwerden, weil ein Investor seine Fühler danach ausstreckt.
Auch auf die Tätigkeit als „Entwicklungshelfer“ beim Aufbau Ost blickt Claßen mit Freude zurück. „Ich konnte den Erfurtern damals helfen, ihre Kleingärten nach bundesdeutschem Recht zu organisieren.“ Aus dieser Hilfe entstanden viele Freundschaften.
Der dritte wichtige Erfolg seiner Verbandsarbeit ist für Claßen die Öffnung der Kleingartenanlagen. „Es gab Vorbehalte seitens der Kleingärtner. Viele wollten die Anlagen abends lieber abschließen.“
Aber er setzte sich durch: Die Anlagen in der Stadt sind für Spaziergänger geöffnet, sogar zwei Kleingartenwanderwege existieren, auf denen man Gladbach von der Viersener Grenze bis nach Pongs durchqueren kann. Für die Bürger bedeutet die Öffnung ein Plus an Lebensqualität. 1,3 Millionen Grünfläche sind so zugänglich.
Nach mehr als 30 Jahren Ehrenamt gibt Claßen auch seine Parzelle in Dahl auf: Der Garten am inzwischen erworbenen Haus genügt ihm. „Den verwandele ich gerade in einen Kleingarten mit Stangenbohnen, Beerensträuchern und Porree — und genug Platz, damit meine beiden Enkelkinder spielen können.“