Einmal ganz mutig in das Todesrad steigen
Selbstversuch: WZ-Mitarbeiterin Susanne Böhling wagte sich mit den Flic-Flac-Artisten ins Training.
Mönchengladbach. Da schlug das Herz dann doch höher. Im Zirkus Flic Flac konnte ich bei einem Journalistentraining mitmachen und am eigenen Leib spüren, was die Artisten täglich erleben.
Die Nummer in der Geschwindigkeitskugel, dem Globe of Speed, habe ich noch ziemlich gelassen hingenommen. Mitten in der zwei Tonnen schweren Stahlgeflecht-Kugel stehend, sausen Wilmer Bolivar Marin und Fredy Lopez auf ihren Motorrädern um mich herum wie Wespen oder Hornissen, nie weit von meinem Kopf entfernt, denn die Kugel hat keine sechs Meter Durchmesser.
Trotzdem habe ich keine Angst, schließlich habe ich in der Show gesehen, dass sie das sogar zu siebt können.
Als Pressesprecherin Iris Vollmann mir den Gurt umschnallt, damit ich auf dem Trapez unter dem Motorrad von Mario Sandoval Navarro hängend über das gespannte Seil 13 Meter hoch in die Kuppel gefahren werde, sagt sie streng: "Und still sitzen."
Ich erschrecke, denn das fällt mir immer schwer. Doch Mario gibt Gas, bringt den Motor auf Touren, das Trapez schaukelt leicht und schon geht es sicher wie auf Schienen nach oben.
Ich fühle mich erhoben über das Rund der Manege und die weit unten sitzenden wenigen Zuschauer und Fotografen. Der Schwung der Schaukel verleiht dem Ganzen zusätzlich Leichtigkeit. Solange ich nur still sitzen muss und mich nicht kopfüber im Spagat daran hängen soll wie Bernadette Stock es unter anderem tut.
Dann wird das Todesrad aufgebaut. Zwei durch eine Achse verbundene Laufräder, die sich wie die Gondeln eines Riesenrades die Kuppel hinaufdrehen können. Und das dauert.
Genau lässt sich jeder Handgriff verfolgen. Wie sorgsam gesichert wird. "In der Show vollzieht sich das alles im Dunkeln und in Windeseile", geht mir durch den Sinn. Tito Vanegas und Nilton Martinez Gama klettern hinein, setzen einen Fuß vor den anderen, ein Weg der sich stetig fortsetzt hinauf und wieder hinunter.
Ich soll nun den Part von Nilton übernehmen. Auch wenn ich weiß, dass mir nicht viel passieren kann, schließlich bin ich wieder gesichert, ist mir doch mulmig.
Schon bei der Show konnte ich ihnen kaum zuschauen. "Ich musste die Augen zumachen", gestand gar eine Kollegin, so waghalsig und todesmutig ist die Nummer.
Doch Tito passt auf mich auf, jederzeit könnte er das Rad stoppen, damit ich nicht auf die Nase falle. Und so genieße ich das scheinbar mühelose Auf und erstaunlicherweise mehr noch das schnelle Ab, wenn die leeren Zuschauersitze auf mich zukommen. Und bin so froh, dass nicht mehr von mir verlangt wird.