EK „Albatros“ sucht noch Besitzer von Schmuckstücken

Die Ermittlungskommission stellte eine Einbrecherbande. 1800 Beutestücke aus 100 Einbrüchen hat sie sichergestellt.

Vier Wochen lang haben Polizisten die Beutestücke der albanischen Einbrecherbande sortiert und detailgetreu aufgelistet. 1800 Ringe, Uhren, Manschettenknöpfe, Ketten, Broschen und Ohrringe konnte die Einsatzkommission „Albatros“ bei der Festnahme der Diebe sicherstellen. Die Täter hatten die Schmuckstücke in Rucksäcke und Taschen geworfen. „Vielleicht war die Beute schon unter den Bandenmitgliedern aufgeteilt worden“, sagt Kommissionsleiter Mark Borsch.

Foto: Polizei/gap

Als sein Team im Februar die Einbrecher schnappte, war schnell klar: Da war der Mönchengladbacher Polizei ein dicker Fisch ins Netz gegangen. 70 Einbrüche konnten der Einbrecherbande sofort zur Last gelegt werden. Mittlerweile sind es schon an die 100. Und die EK „Albatros“ ist zuversichtlich, dass der Gruppe noch mehr Taten zugeordnet werden. Denn beinahe täglich hat die Polizei Fotos von den sichergestellten Beutestücken veröffentlicht. Immer wieder gab es Erfolge. „Etwa 180 Schmuckstücke konnten wir schon zuordnen“, sagt Mark Borsch. Und viele Hinweise müssen noch bearbeitet werden. Ein junges Ehepaar aus dem Kreis Düren konnte beispielsweise ein Erinnerungsstück aus Kinderzeiten, eine Uhr und die Taufkette der jungen Frau als sein Eigentum identifizieren. Die Gegenstände waren bei einem Wohnungseinbruch im Februar diesen Jahres gestohlen worden. Ein 37-jähriger Mann aus Willich, der erst wenige Tage vor der Festnahme der albanischen Bande Einbruchsopfer geworden war, erkannte gestohlene Wertgegenstände wieder, genauso wie eine 42-jährige Meerbuscherin, die auf den Fotos ihren Schmuck entdeckte.

„Vor allem Frauen können ihren Schmuck ganz genau beschreiben. Und sie wissen, wann, wo und zu welchem Anlass er geschenkt oder gekauft wurde“, sagt Dirk Klein, der ebenfalls der EK „Albatros“ angehört. An vielen Stücken hingen viele Erinnerungen, das spüren die Polizisten nach eigenem Bekunden ganz genau. Mark Borsch und Dirk Klein erzählen von einer Spardose, die jemand seit dem dritten Lebensjahr besaß, und von einem Ring, der eine Frau an einen bestimmten Urlaub erinnerte, von einer Pinguin-Brosche, die eine Mutter von ihrem Sohn geschenkt bekam.

„Gegenstände können großen Wert besitzen, ohne hochkarätig zu sein“, sagen beide. Viele seien deshalb überglücklich, wenn sie sehen, dass ihr gestohlenes Eigentum wieder da ist. „Das freut uns dann wiederum. Und dafür lohnen sich auch die Überstunden“, sagt der Kommissionsleiter. Angucken, „das ist meins“ sagen und dann den Schmuck mit nach Hause nehmen — das funktioniert so allerdings nicht. Die Besitzer müssen ihr Eigentum schon eindeutig nachweisen — mit Rechnungen, Verpackungen, Gravuren oder Fotos. „Viele zeigen Urlaubsfotos, auf denen sie den Ring oder die Kette tragen“, berichtet Klein. Konnte der Eigentumsnachweis erbracht werden, entscheidet der Staatsanwalt. Hat die Versicherung nach dem Einbruchsdiebstahl schon eine Entschädigung gezahlt, müssen sich die Besitzer erst einmal mit der Versicherung auseinandersetzen.

Seitdem die Polizei die Bilder von den Beutestücken veröffentlicht, häufen sich E-Mail-Nachrichten von Menschen, die glauben ihren Besitz wiedererkannt zu haben. „Zurzeit sind noch etliche Anfragen unbeantwortet“, sagt Mark Borsch. Und: „Wir müssen die Menschen um ein bisschen Geduld bitten. Nichts gerät in Vergessenheit. Wir arbeiten nach und nach alles ab.“ Die Zuordnung des Schmucks sei nur ein kleiner Teilbereich des ganze Verfahrens. Dazu kommen noch Akten- und Spurenarbeit. Außerdem müssten die elektronischen Geräte, die bei den Tätern sichergestellt wurden, noch ausgelesen werden.

Die Zuordnung der Schmuckstücke ist dennoch wichtig. „Wir machen dabei nicht nur Menschen glücklich, wir klären so auch weitere Straftaten auf“, sagt Borsch. Unter anderem konnten der Bande 35 Einbrüche in Mönchengladbach, 21 im Raum Neuss, 24 im Kreis Viersen und einzelne Einbrüche in Erkelenz und anderen Orten zugeordnet werden. „Dabei waren etliche Straftaten, die wir gar nicht auf dem Schirm hatten“, berichtet der Kommissionsleiter.