Wahlplakate werden zu Kunstwerken

Vaago Weiland gestaltet Plakate der Grünen-Landtagskandidaten Lena Zingsheim und Boris Wolkowski um.

Foto: Isabella Raupold

Die meisten Wahlplakate, egal welcher Partei, zeichnen sich nicht gerade durch Kreativität aus. Und die „Verschönerungen“, die von Unbekannten vorgenommen werden, sind auch nicht besonders originell: Zahnlücken oder Brillen werden den Kandidaten mit einem bisschen schwarzer Farbe verpasst. Da fällt das Wahlplakat der Grünen an der Wickrathberger Straße gehörig aus dem Rahmen. Hier sorgt Künstler Vaago Weiland mit seiner Verwandlung des Plakats in ein Graffiti-Kunstwerk für einen echten Hingucker.

Die beiden Kandidaten Lena Zingsheim und Boris Wolkowski kommen als Bonnie und Clyde mit Halstuch vor dem Mund herüber, im Hintergrund Stacheldraht, aus dem pinkfarbene Blüten hervorsprießen. Vaago Weiland ist noch bei der Arbeit, viele Spraydosen stehen bereit.

Ob die für rechts oben eingeplanten Friedenstauben tatsächlich fliegen werden, weiß er noch nicht. Andere fliegende Geschöpfe haben sich dagegen schon entschieden: die Bienen und Wespen Wickraths finden die Blumen gelungen und steuern sie schon mal an. Vielleicht lockt sie aber auch der frische Farbgeruch. Die Idee, Wahlplakate in Graffiti-Kunstwerke zu verwandeln, hatte die grüne Spitzenkandidatin Lena Zingsheim, 23 Jahre junge Lehramtsstudentin und mit Vaago Weiland befreundet. „Es ist ein reiner Freundschaftsdienst“, betont Weiland. Er bewege sich als Künstler im Wahlkampf schon auf dünnem Eis. Andererseits: Künstler transformieren nun mal gern, egal, was es ist. Und Weiland transformiert eben ein Wahlplakat.

„Ich bin ein Kind der 80er Jahre, der Friedens- und Anti-Atombewegung“, erklärt er mit Blick auf die verwendeten Motive — den Stacheldraht, die Blumen, die Friedenstauben. Die Halstücher in Pink und Rot stehen für Rebellentum, haben aber auch einen praktischen Zweck: jemand hatte den Kandidaten zuvor Hasenzähne angemalt. „Wäre das eine kreative Veränderung gewesen, hätte ich es nicht übermalt“, sagt Weiland. „War’s aber nicht.“ Er hat noch einen Tipp für Hausbesitzer, deren Mauern immer wieder besprüht werden: ein wirklich gutes Graffiti-Gemälde aufsprühen lassen. „Wenn ein Werk gut ist, rührt es keiner mehr an“, sagt er. Die Szene akzeptiert kreative Kunst.

Das in Wickrath stehende Plakat ist bereits das zweite von Weiland verwandelte Wahlplakat. In Giesenkirchen war er auch schon aktiv: Hier fliegen Fische hinter den Kandidaten. Eine dritte Transformation wird wohl noch folgen. „Irgendwo in Nord“, sagt Lena Zingsheim. Sie ist von der Verwandlung begeistert. „Man kann sich die Frage stellen, ob das überhaupt noch ein Wahlplakat ist“, sagt sie. Es sei eher die Chance, Kunst in den öffentlichen Raum zu bringen. „Wir haben für alternative Kunstformen zu wenig Raum in Mönchengladbach“, findet die Kandidatin.