Elektrobusse könnten 2019 fahren
Die NEW will bald auf einzelnen Linien die modernen Fahrzeuge testen. Ein kompletter Umstieg auf Elektrobusse wäre aber sehr teuer.
Der 15. Oktober 1974 war ein Festtag für den Öffentlichen Personen-Nahverkehr in Mönchengladbach. An jenem Tag nahmen die Stadtwerke Mönchengladbach damals die erste „batterie-elektrische Buslinie der Welt“ in Betrieb. Die Varta-Batterie lagerte in einem Anhänger, und der erste Wagen, der zwischen Ohler und Viersen nur mit elektrischem Strom fuhr, war mit einer Girlande geschmückt. Jahrzehnte ist das her, doch die Elektrobusse sollen wieder kommen — und zwar schon in wenigen Jahren. „Wenn wir das Thema ab 2018 projektieren, dann könnte es spätestens 2019 den ersten Elektrobus in Mönchengladbach geben. Das halte ich für realistisch“, sagt NEW-Vorstand Armin Marx. „Wir werden auf einzelnen Linien Elektrobus-Projekte testen. Damit befassen wir uns intensiv, wenn der Nahverkehrsplan entschieden ist.“
ArminMarx, NEW-Vorstand
Der Plan wird derzeit erarbeitet und ist die Grundlage dafür, dass die Stadt den Nahverkehr ab 2019 weiter direkt an die NEW geben darf und nicht öffentlich ausschreiben muss. Die Gladbacher Grünen forderten zuletzt gestern im Rat, die NEW solle zusammen mit der Verwaltung ein Konzept erarbeiten, wie die gesamte Busflotte (immerhin gut 200 Fahrzeuge in Mönchengladbach) innerhalb von fünf Jahren von Diesel- auf Elektroantrieb umgestellt werden kann. Dieses Vorhaben der Grünen scheiterte schon im Planungs- und Bauausschuss an der Mehrheit.
Auch NEW-Vorstand Marx hält es für unrealistisch: „Im Moment beträgt die Investition in einen Elektrobusses das Zwei- bis Dreifache eines normalen Busses, das ist für eine gesamte Flotte noch utopisch. Zumal es sich noch um Prototypen handelt und auch Förderungen bisher Modellprojekte sind.“ Er rechnet mit einem dreistelligen Millionenbetrag, die für die Erneuerung der gesamten Busflotte sowie der erforderlichen Ladeinfrastruktur investiert werden müssten. Dazu gehören nicht nur Ladestationen im Liniennetz, sondern auch Mittelspannungsanlagen. Ein Busbahnhof käme künftig ohne sehr stattliche Stromversorgung nicht mehr aus. „Das kann man nur auf der Grundlage eines sinnvollen Gesamtkonzeptes schrittweise umsetzen.“
Und dazu gehört für den Anfang ein Projekt mit auf einer oder einigen wenigen einzelnen Linien fahrenden Elektrobussen. Möglich wäre zum Beispiel ein Testprojekt auf der Hindenburgstraße, wo nur eine geringe Distanz bewältigt werden müsste. Ähnliches wird in Städten wie Münster oder Bonn bereits getestet — allerdings mit finanzieller Unterstützung der EU. Weder für Reichweiten noch Energiespeicher (und deren Gewicht) und Ladetechniken (per Kabel, Stromabnehmer auf dem Dach oder per Ladearm an der Seite) haben sich bisher Standards durchgesetzt — sie werden gerade erst entwickelt. Marx betont, die NEW beobachte diese Entwicklung sehr genau: „Wir beschäftigen uns intensiv mit Elektrobussen. Elektromobilität ist ein Riesenmarkt, den wir als kommunaler Versorger auch besetzen wollen.“