Engagement: Wenn der Ehemann schlägt
Am Mittwoch findet ein Aktionstag gegen Gewalt an Frauen statt.
Mönchengladbach. Zuerst ist es nur eine Ohrfeige, dann sind es Schläge. Schließlich kommt es zu brutalen Angriffen, bei denen das Opfer Blutergüsse oder Knochenbrüche davonträgt - häusliche Gewalt steigert sich im Laufe der Zeit. Beim Täter sinkt die Hemmschwelle.
Experten gehen davon aus, dass das Problem der häuslichen Gewalt seit Jahren gleichbleibend präsent ist - und zwar in allen Schichten der Gesellschaft.
Zwar schwankt die Zahl der angezeigten Fälle, aber die Dunkelziffer ist hoch. In Mönchengladbach nahm die Polizei 2008 etwa 297 Strafanzeigen auf, meistens wenn die Beamten per Notruf alarmiert wurden.
Körperverletzung, von den meist männlichen Tätern oft als Kavaliersdelikt oder "Familiensache" gesehen, ist ein Straftatbestand, den die Polizei von Gesetzes wegen verfolgt. Die Beamten verweisen die oft alkoholisierten Täter der Wohnung oder nehmen sie in Gewahrsam. Aber nicht jede Frau bringt es fertig, jetzt mit ihrem gewalttätigen Partner zu brechen.
"Frauen halten sehr viel aus", weiß Melanie Plücken-Lachmann vom Frauenhaus des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF). Sie kommen erst ins Frauenhaus, wenn der Leidensdruck immens ist. "Viele verlassen ihren Partner erst, wenn sie um ihr Leben fürchten", erklärt die Sozialpädagogin.
Ähnliche Erfahrungen macht Werner Bredies, Opferschutzbeauftragter der Polizei Mönchengladbach. "Der äußere Schein, in einer intakten Beziehung zu leben, wird lange aufrecht erhalten", stellt der Polizeibeamte fest. "Hilfe zu holen oder gar den gewalttätigen Mann anzuzeigen, ist ein enormer Schritt."
Der Opferschutzbeauftragte steht den Frauen zur Seite, die es wünschen. Er informiert, vermittelt, begleitet. "Wer diesen Weg geht, muss sich der Folgen bewusst sein", meint Werner Bredies. "Es ist nicht leicht, den Täter, der ja auch Partner war, vor Gericht wiederzusehen."
Trotzdem ist es oft die einzige richtige Lösung, denn die Gewalt, das weiß der Polizeibeamte, nimmt im Laufe der Jahre an Brutalität zu.
Anlässlich des Internationalen Aktionstages "Nein zu Gewalt an Frauen", der am Mittwoch stattfindet, starten die beiden Frauenhäuser der Stadt mit anderen Frauenhäusern in NRW eine Aktion: Auf dem Marktplatz in Rheydt werden Unterschriften gesammelt, die der Landtagspräsidentin übergeben werden sollen.
Die Forderung: Der Aufenthalt im Frauenhaus soll kostenlos werden. Bisher müssen die Frauen einen Tagessatz zahlen. "Schließlich schützt Artikel 2 des Grundgesetzes Leben und körperliche Unversehrtheit", sagt Melanie Plücken-Lachmann.