Explodierter Dönerladen: Das Feuer wurde gelegt
Ein Sachverständiger findet Reste von Brandbeschleuniger in den Trümmern.
Mönchengladbach. In der Nacht zu Montag wird Emine Sanal von einem lauten Knall geweckt. Sie hört Fensterscheiben splittern. Erst denkt sie, ihre Nachbarn schmeißen Sperrmüll auf die Straße. Es ist 3.22 Uhr. Sanal öffnet das Fenster und schlägt es direkt wieder zu. Dichter Qualm zieht an den Scheiben vorbei.
Die Panik packt die Mutter von vier Kindern unmittelbar. Sie weckt ihren Mann und einen ihrer Söhne. Die drei anderen Kinder, ein Sohn und zwei Töchter, sind nicht in der Wohnung. Sie haben Glück. Im Erdgeschoss des Hauses brennt der türkische Imbiss, ein Bäcker- und Dönerladen, lichterloh.
Emine Sanal flüchtet mit ihrer Familie durch den Hausflur des Gebäudes an der Friedrich-Ebert-Straße, das ihnen gehört. Alle neun Bewohner entkommen durch den beißenden Rauch. Der ist auch zwei Tage später immer noch zu riechen, und zwar so stark, dass Familie Sanal es nicht mehr in der Wohnung aushält.
„Wir fahren jetzt ins Krankenhaus, es stinkt, wir haben Kopfschmerzen, uns ist schlecht“, sagt Emine Sanal sichtlich mitgenommen von den letzten Stunden. Angst und Hektik schwingen in ihrer Stimme mit. Dann macht sie sich mit ihrem Mann auf den Weg zum Arzt.
Im verwinkelten Innenhof gehen unterdessen Polizeibeamte von Spurensicherung und Brandermittlung ihrer Arbeit nach. Auf den ersten Blick hatten die Ermittler vorgestern einen technischen Defekt vermutet. Der Brandherd lag in unmittelbarer Nähe eines Ofens. Beim genaueren Hinsehen hat ein Gutachter Spuren eines Brandbeschleunigers festgestellt. Heißt: Das Feuer wurde vorsätzlich gelegt. Chemische Untersuchungen beweisen das. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagt Polizeisprecher Willy Theveßen. Eine Kommission mit dem Namen „Börek“ wurde eingerichtet.
„Ich weiß nicht, wer so etwas macht. Ich lebe seit 20 Jahren in Mönchengladbach und betreibe das Geschäft seit sechs Jahren“, sagt Güzeloglu Abdulilah. Der 40-Jährige ist spürbar angeschlagen. Er stottert, Worte überschlagen sich. Er wohnt ein gutes Stück die Friedrich-Ebert-Straße hinauf und hat von dem Brand erst etwas mitbekommen, als er von Nachbarn der Imbissstube angerufen wurde. Als er eintraf, loderten die Flammen bereits aus dem Laden. Es ist sein einziges Geschäft.
Wie es jetzt weitergeht? Abdulilah atmet tief durch. Zum ersten Mal antwortet er nicht direkt. Er schluckt und schaut in Richtung des Ladens, dessen zerborstenes Schaufenster mit Holz ausgekleidet wurde. Durch eine Verpuffung war das Geschäft förmlich explodiert. „Keine Ahnung, was jetzt passiert“, sagt Abdulilah, und fügt hinzu, dass er erst mehr sagen möchte, wenn die Polizei weitere Erkenntnisse ans Licht gebracht hat.