Falsche Behandlung verhindern

Sportverletzungen bei Kindern werden immer komplizierter. Ein regionales Netzwerk schult die Mediziner.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Mönchengladbach. Ein gebrochener Arm oder ein lädiertes Knie — spätestens im Frühjahr häufen sich wieder die Sportverletzungen, und das auch bei Kindern und Jugendlichen. Die Erfahrung der Ärzte dabei ist, dass die Verletzungen immer komplizierter werden.

Um trotzdem angemessen reagieren zu können, gibt es das Traumanetzwerk „Euregio Aachen“, zu dem auch das Rheydter Elisabeth-Krankenhaus („Eli“) gehört. „Darin arbeiten 17 Kliniken aus der Region unter besonderen Gesichtspunkten eng zusammen. Die bisherige Erfahrung zeit, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben“, sagt Dr. Harald Löw, Chefarzt der Unfall- und Gelenkchirurgie.

Der Begriff Trauma bezieht sich dabei nicht auf psychische Krankheiten, sondern auf typische Unfälle, wie sie Kindern und Jugendlichen beim Sport, Fahrradfahren oder anderen Freizeitbeschäftigungen passieren.

Diese Verletzungen werden zunächst im „Eli“ behandelt. 200 bis 250 Kinder werden dort jährlich wegen Verletzungen operiert. Wenn die Möglichkeiten dort ausgeschöpft sind, könnte ein Patient beispielsweise in die Uniklinik nach Aachen überwiesen werden, die das Zentrum des Traumanetzwerkes ist. Die Vernetzung ermöglicht dann einen direkten Austausch der medizinischen Daten unter den Ärzten. Auch ein persönlicher Kontakt ist jederzeit sofort über das sogenannte Traumatelefon möglich.

Die Behandlungsmethoden von Kindern sind anders als die bei Erwachsenen. Die Knochen bestehen in der Wachstumsphase noch aus durchsichtigem Knorpel. Deshalb sind Verletzungen auf Röntgenbildern oft schwer zu erkennen. In Zweifelsfällen muss deshalb diese Untersuchung vorsichtshalber noch mal wiederholt werden. „Eine falsche Behandlung könnte zu dauerhaften Folgeschäden wie Wachstumsstörungen führen“, sagt Löw. Die Behandlung ist auch deshalb nicht immer leicht, weil neben den Kindern auch die Eltern eng in die Behandlung einbezogen werden müssen.

Ursachen für Unfälle sind häufig, dass Kinder und Jugendliche Trendsportarten wie Skaten oder Inline fahren nachgehen, ohne dafür ausreichend trainiert zu sein. Vor allem bei schönem Wetter steigen die Unfallzahlen deutlich an. „Verletzungen an Hand, Arm oder Ellbogen machen dabei rund 60 Prozent der Frakturen aus. Mit weitem Abstand folgen Sprunggelenks- und Knieverletzungen“, sagt Dr. Jörg Schuster, Oberarzt in der Unfallchirurgie.

Für solche Themen sollen die Ärzte auch bei Fortbildungsveranstaltungen sensibilisiert werden. Am Mittwoch treffen sich im „Eli“ von 17 bis 20 Uhr rund 100 Ärzte und Medizinstudenten, um beispielsweise über die Besonderheiten kindlicher Verletzungen zu diskutieren und konkrete Fälle zu besprechen.