Firmen-Clan auf dem Rückzug
Der neue Mehrheits-Gesellschafter Jagenberg kommt aus Krefeld.
Mönchengladbach. Die Beschäftigten mit IG-Metall-Mitgliedsbuch wurden um ihre Meinung gebeten. "75 Prozent haben Ja zu dem Deal gesagt", betont Reimund Strauß. Der Mann ist Gladbachs IG Metall-Chef, und er hat an den Verhandlungen um den besagten Deal teilgenommen:
Dafür, dass die Jagenberg AG Krefeld bereits zum 1. Juli 51 Prozent der Anteile an der Gladbacher Werkzeugmaschinenfabrik A. Monforts übernahm, bezahlen die 207 Mitarbeiter am Traditionsstandort Schwalmstraße 301 einen spürbaren Preis. Zwar gaben die neuen Herren
eine Job-Garantie bis Ende 2010, doch beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld müssen die Monforts-Mitarbeiter deutliche Abstriche hinnehmen, sagt Strauß.
Jagenberg, das laut eigener Internet-Darstellung als "strategische Management-Holding verschiedene Tochtergesellschaften und Beteiligungen, vorrangig im Bereich Maschinenbau führt", kaufte sich über eine Kapitalerhöhung bei Monforts ein.
Damit sei die Eigenkapitalquote des stark unter der Wirtschafts- und Finanzflaute leidenden Unternehmens auf rund 30 Prozent erhöht worden, betont Monforts-Geschäftsführer Reinhard Körfmeier. "Bei uns läuft alles normal weiter", sagt der Manager.
Und er fügt hinzu, dass sich Monforts im Jagenberg-Verbund künftig besser weltweit behaupten könne. Man werde "über neue Märkte" mehr als bisher exportieren. Standort und Jobs seien wegen Jagenberg nicht gefährdet.
Derzeit erholt man sich an der Schwalmstraße ein wenig von der Krise. Zwar habe es im Geschäftsjahr 2008/ 2009 (30.6.) keine Verluste gegeben, doch mehr als 70 Prozent der gewerblich Beschäftigten arbeiten kurz. Eher sporadisch würden Aufträge abgearbeitet.
Mit der Mehrheitsbeteiligung der Krefelder setzt der Clan derer von Hobe seinen unternehmerischen Rückzug fort. Zwar bleibe Christian Monforts von Hobe, geschäftsführender Gesellschafter in vierter Generation, in der nun vergrößerten Firmenleitung.
Doch bereits sein Bruder Clemens August verkaufte Monforts-Firmen. Die Textilmaschinen-Sparte mit noch rund 200 Mitarbeitern und Standorten in Gladbach, Österreich und über ein Joint-Venture in China mit etwa 500 Arbeitnehmern ging an die Possehl-Holding.
Die Eisengießerei wurde an einen Finanzjongleur veräußert, dann kam ein Inder. Die nun als EGM Automotive auf dem weitläufigen Monforts-Areal tätige Firma (zirka 200 Leute) bangt immer noch um die Existenz und hofft nach einer Zusage im Wahlkampf von SPD-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück auf ein Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
Im Monforts-Verbund übrig blieben die 49 Prozent an der Werkzeugmaschinen-Fabrik und die IBG Monforts (An der Waldesruh 23). Sie fertigt u.a. Ölpressen, kümmert sich um Teflon-Beschichtungen.
Insider schließen nicht aus, dass Jagenberg Monforts saniert und dann irgendwann auf einen Verkauf drängt. In Krefeld gibt es dafür ein Beispiel - den Maschinenbauer mit Namen Küsters.