Flaute an den Automaten: Hall streicht weiter Stellen

Verlust: Die Mönchengladbacher Firma Tabakwaren Hall schrumpft – weil immer weniger Stängel glühen.

Mönchengladbach. "Das ist den Leuten zu kompliziert, die tragen das nicht mit", klagt Stephan Speckgens von Tabakwaren Hall. Etwa ein Jahr nach der Umrüstung der Zigaretten-Automaten auf den Altersnachweis mit EC-Karte klagt Deutschlands zweitgrößter Automatenaufsteller über Umsatzeinbußen, "die 30 Prozent und mehr betragen".

Für sinkende Absatzzahlen sorgt - nicht nur bei Hall - zudem der Schmuggel und der Handel mit illegalen Glimmstängeln aus Osteuropa und China. Speckgens: "Jede vierte Zigarette wird inzwischen illegal eingekauft." Das sei für Händler wie Hall mittlerweile der größte Konkurrent. Ganz zu schweigen von den ganzen Diskussionen um das öffentliche Rauchverbot.

"Auf diese neuen Situationen müssen und haben wir uns eingestellt", fügt der Hall-Geschäftsführer hinzu. Konkret bedeutet das: Weitere Stellen werden gestrichen. Wie viele, das sagt der Firmensprecher nicht. Wohl aber, dass die Belegschaft in den vergangenen zwei Jahren um etwa 150 auf jetzt 360Mitarbeiter geschrumpft ist.

Das Niederlassungsnetz soll ebenfalls ausgedünnt werden. Worms und Mannheim werden zusammengelegt. Derzeit sind es acht Filialen, darunter eine in Berlin. Weiter zurückgehen wird laut Speckgens die Zahl der Zigaretten-Automaten. Im Moment hängen bei Hall deutschlandweit noch 32000. Nach zuletzt 41000.

Auch Peter Lind, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Tabakwaren-Großhändler und Zigarettenautomaten-Aufstellter (BDTA) in Köln, sieht deutlich weniger Qualm: "Demnächst haben wir nur noch etwa 400000 Zigaretten-Automaten in Deutschland." Derzeit seien es 50000 mehr.

Hall, mit Zentralverwaltung an der Bismarckstraße22, ist nicht nur als Aufsteller aktiv, er beliefert auch den Einzelhandel beziehungsweise Supermarktketten mit Rauchwaren und Zubehör. 2006 erzielte das 1903 gegründete Familienunternehmen einen Jahresumsatz von 744 Millionen Euro netto. Für 2007 wurden etwa 660 Millionen Euro erwartet.

Damit junge Menschen seltener zur "Fluppe" greifen, waren die Spender für teures Geld umgerüstet worden. Jetzt erhält nur der eine Packung, der vorher die Geldkarte eingesteckt hat. Auf den EC-Karten ist ein so genanntes Jugendschutzmerkmal im Chip gespeichert. Fehlt der oder ist nicht frei geschaltet, gibt es keine Stängel. In Deutschland darf man erst dann Zigaretten kaufen, wenn man 18 ist.

Speckgens wie Lind bedauern, dass die Geldkarte von vielen Rauchern nicht akzeptiert werde. "Beim Zigarettenkauf gehen sie lieber zum Kiosk oder zur Tankstalle, statt am Automaten die Karte zu ziehen."