Frank Boss
CDU
Wer heute auf den Politiker Frank Boss trifft, erlebt einen abwägenden Menschen, der jedes Wort sorgsam wählt. Kein vorschnelles Vorpreschen, der 56-Jährige agiert vorsichtig, versucht möglichst viele Menschen in Gestaltungsprozesse einzubeziehen. Dies hat eine Vorgeschichte, die man kennen muss.
Rückblick: Mönchengladbach im Jahre 2008. CDU und FDP preschten mit einem Modellprojekt vor, das „Giesenkirchen 2015“ hieß und ein Wohngebiet mit 130 Häusern, neue Sportplätze sowie viel Geld für die Stadtkasse beinhaltete. Frank Boss hat dieses Vorhaben miterfunden — und erlitt Schiffbruch. Die Giesenkirchener waren verprellt, weil sie Hinterzimmer-Geschäfte vermuteten. Sie starteten ein Bürgerbegehren, die FDP zog sich erst aus dem Projekt, später aus der Ratskooperation mit der CDU zurück. Und Frank Boss holte 2009 den sicheren Kommunalwahlkreis nicht mehr für die CDU und schied aus dem Rat aus. Ein Scherbenhaufen.
Dies wäre für viele ein Anlass, sich aus dem politischen Geschäft zurückzuziehen. Nicht für den Giesenkirchener. Der Ex-Fußballer Frank Boss machte das, was er früher auf dem Spielfeld getan hat: Er kämpfte, übte sich in Demut — und erfand sich neu. Das gelang. Die Giesenkirchener haben ihm den Fauxpas von 2008 längst verziehen, 2014 holte er sich seinen Ratswahlkreis souverän zurück. Aber Boss blieb vorsichtig. Er hielt sich in der zweiten Reihe auf, als seine Partei Kandidaten für Positionen suchte. Für den Oberbürgermeister-Posten war der Geschäftsführer der CDU-Fraktion in der Landschaftsversammlung Rheinland im Gespräch. Ein Statement, dass er diese Kandidatur auch will, hörte man öffentlich von ihm nicht. Und als es später darum ging, einen Nachfolger von Michael Schroeren als Landtagskandidat zu finden, trat er auch nicht forsch nach vorne. Beim Nominierungsparteitag aber erlebten Gladbachs CDU-Mitglieder dann einen Frank Boss, der klar machte, dass er sich die Kandidatur nicht nur zutraut, sondern den Wahlkreis auf direktem Wege für die Christdemokraten holen will. Boss hat nur diese eine Chance: Die Landes-CDU setzte ihn zwar auf Platz 55 der Landesliste. Dies ist angesichts der Tatsache, dass die Gladbacher Kandidaten nie mit einer vorderen Platzierung rechnen können, weil damit gerechnet wird, dass sie ihre Wahlkreise direkt holen, ein gutes Ergebnis. Doch dieser Platz zieht niemals. Boss macht einen geschickten Wahlkampf: Als Vorsitzender des Polizeibeirats setzt er auf das Thema Innere Sicherheit. Und als Vorsitzender des Sportausschusses weiß er, dass er viele potenzielle Wähler unter den Sportlern der Stadt hat. web