Frauen gegen den Fachkräftemangel
Gladbachs Arbeitsagentur setzt sich verstärkt für den Wiedereinstieg qualifizierter Frauen in den Beruf ein.
Mönchengladbach. Viele Gladbacher Frauen machen Abitur, studieren, ergreifen einen Beruf — dann gründen sie eine Familie, bekommen Kinder und geben ihren Job auf. Oft nehmen sie sich dann nicht nur eine kurze berufliche Auszeit, sondern rutschen in die Langzeitarbeitslosigkeit ab.
In Mönchengladbach waren im Juli 1383 Frauen arbeitslos gemeldet, das sind 44,2 Prozent aller als arbeitslos gemeldeten Gladbacher. Innerhalb dieser Gruppe schlummert ein Potenzial, dass die Arbeitsagentur vor allem mit Sicht auf den Fachkräftemangel nutzen und fördern möchte.
„Diese Gruppe der arbeitslosen Frauen ist in Mönchengladbach sehr gemischt. Manche Frauen sind erst ein Jahr aus dem Job raus, andere 15“, sagt Angelika König, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit. Für viele sei der Wiedereinstieg schwer. „Frauen, die länger aus dem Job raus sind, verlieren oft enorm an Selbstbewusstsein“, sagt Sabine Duda, seit April Beauftragte für Chancengleichheit des Jobcenters.
Beide sehen eine große Chance in der Vernetzung von Angeboten aus ganz verschiedenen Bereichen. So müssten die Kommunen mehr Betreuungsangebote für Kinder schaffen und Betriebe ein familienfreundlicheres Arbeiten ermöglichen. „Unternehmen sollten sich überlegen wie sie Arbeitnehmerinnen auch über Babypausen hinweg binden können. Frauen, die die Erziehungszeit nehmen, sollten versuchen, mit dem Betrieb in dieser Zeit in Kontakt zu bleiben“, erklärt König.
Sie macht sich auch dafür stark, dass Frauen nicht nur in Dienstleistungsberufen aktiv sind. Dort gebe es oft nur geringe Aufstiegschancen und große Konkurrenz. Die Agentur versucht mit Infoveranstaltungen, Seminaren und Netzwerken, Frauen wieder in Arbeit zu bringen.
Sabine Duda arbeitet mit einer ganz besonderen Gruppe unter den Arbeitslosen: Alleinerziehenden. In Mönchengladbach betreute das Jobcenter im März diesen Jahres 3671 Alleinerziehende, davon sind fast 90 Prozent Frauen. Als eine ihrer Hauptaufgaben beteiligt sich Duda an dem zweijährigen Projekt „Allianz für Alleinerziehende zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf“. Die Aktion läuft seit April, als nächstes steht eine Befragung der Betroffenen über ihre Lebenssituation an. Hilfsangebote sollen auf der Basis dieser Befragung ausgeweitet und verbessert werden. „Wir wollen auch bei Unternehmen Werbung für die Einstellung Alleinerziehender machen“, so Duda.
Das Wichtigste sei jedoch, den Frauen Mut zu machen: „Ihnen muss klar werden, dass sie auch in der Erziehungszeit gearbeitet und wichtige Fähigkeiten erworben haben. Sie haben keinen Grund, sich zu verstecken.“