Generalfeldmarschall will sich bessern
Ein bizarrer Prozess begann vor dem Amtsgericht. 53-Jähriger leugnet den Holocaust.
Mönchengladbach. „Ich habe erkannt, dass ich in einer Art und Weise aufgetreten bin, die anderen Leuten Angst einjagen kann, das werde ich in Zukunft unterlassen“, sagt der Mann, der seinen Vornamen mit Niklaus von Flüe angibt. Der Schweizer Einsiedler, Asket und Mystiker aus dem 15. Jahrhundert sei sein Schutzpatron, sagt Klaus R. (43). Geboren sei er in Siegburg in der Rheinprovinz — die immer noch existiere „auch nach Auffassung der Alliierten“.
Das Amtsgericht Rheydt hat sechs Anklagen gegen ihn parat. Sie reichen von Todesdrohungen über Volksverhetzung, Leugnung des Holocaust, das Benutzen von NS- Zeichen und Bedrohung bis hin zu Beleidigung. Einer Finanzbeamtin, die Steuerschulden einforderte, drohte er mit Enthauptung, einen Mitarbeiter der Stadt wollte er standrechtlich erschießen lassen.
Diesmal kann R. dem Prozess nicht entgehen, er sitzt schon länger in U-Haft, nachdem er in Berlin festgenommen worden war. Einen Personalausweis besitzt R. nicht, schließlich sei er „kein Personal der Bundesrepublik“.
Er sei preußischer Staatsangehöriger, von der Nationalität her Deutscher. Zu seiner Person erzählt er viel, zur Sache nichts. In Gesprächen mit der Psychologin habe er erkannt, dass er wohl in einem Wahn gehandelt habe, in den — den er überwunden glaubt — wolle er nicht zurückfallen durch eine Erinnerung an das Geschehene. Vielmehr plant er neue Projekte. Er wolle in Berlin leben und sich von dort aus u.a. dafür einsetzen, dass Kinder ab der siebten Klasse barrierefrei lernen könnten.
Dass er aufgrund seiner Äußerungen der rechten Szene zugeordnet wird, will er nicht stehen lassen. „Ich war schon als Jugendlicher politisch aktiv: bei den Grünen und in der Anti-AKW-Bewegung.“ Danach habe er überlegt, „die SED von innen heraus zu reformieren“.
Nach Abbruch zweier Studien in Chemie und Philosophie lernte er Industriekaufmann. „Auf Anforderung der Arbeitsverwaltung habe ich mich 2009 als Rentner beworben, man nahm mich an.“
Als Staatsanwältin Christiane Ritgens wissen will, wie hoch seine Schulden sind, antwortet er: „Der Euro ist nicht die Währung des deutschen Volkes, von daher habe ich keine Schulden.“ R. nennt sich auch „Generalfeldmarschall des Staates Preußen“.