Gerettet – aber Kündigungen bei Sinn-Leffers
Insolvenzverwalter will aus Kostengründen mehr Teil- und weniger Vollzeitstellen.
Mönchengladbach. In die "Hurra-Rufe" über den Fortbestand des Sinn-Leffers-Hauses an der Hindenburgstraße mischt sich die erste Skepsis unter den noch 76 Gladbacher Mitarbeitern. Denn am Dienstag wurde bekannt, "dass der ein oder andere" mit der Kündigung rechnen muss. Anlass ist die Absicht des vorläufigen Sinn-Leffers-Insolvenzverwalters Horst Piepenburg, in den geretteten Filialen der insolventen Textilkette mehr (kostengünstigere) Teilzeitkräfte einzusetzen. Auf Kosten von Vollzeit-Jobs.
Sinn-Leffers-Pressesprecher Jörg Nolte bestätigte dies, mochte aber noch nicht sagen, wie viele Gladbacher Beschäftigte demnach mit einer betriebsbedingten Kündigung rechnen müssen.
Klaus Glier von der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kritisierte gegenüber der WZ diese Marschrichtung Piepenburgs. Bei der neuen "Sinn-Leffers-Struktur" wolle man auch beim Personal flexibler werden. Da seien Festangestellte wie ein Klotz am Bein.
Glier wird daher mit der Gladbacher Arbeitnehmervertretung sprechen und den Beteiligten dabei klar machen, was "Mehr Teil- und weniger Vollzeit" heißt. So würden Betroffene beispielsweise weniger Arbeitslosengeld bekommen. Ziel müsse es sein, möglichst viele Festangestellte zu behalten.
Unklar sind weiterhin die Mietverhältnisse bei Sinn-Leffers in Stadtmitte. Zuletzt hatte es von Piepenburg geheißen, auch an der Hindenburgstraße seien die Kosten "viel zu hoch".
Bis zum Frühjahr 2009 will Sinn-Leffers, eine ehemalige Arcandor-Tochter, jede zweite ihrer 47 Filialen dicht machen. 1000 der 2360 Jobs fallen dadurch weg.
Laut Pressesprecher Nolte sind alle Häuser mit der aktuellen Herbst- und Winterkollektion ausgestattet worden. Aus dem Umfeld von Gladbachs Filialchef Ronald Manderscheid heißt es, dass "wir alle erleichtert darüber sind, dass es weitergeht." Das sei auch gut für die obere Hindenburgstraße.
Nach Verdi-Angaben waren 2002 bei Sinn-Leffers Gladbach 140 Männer und Frauen tätig. Seit Jahren tolerieren die Beschäftigten einen Sanierungstarifvertrag mit der Folge, dass sie weder Urlaubs- noch Weihnachtsgeld erhalten bzw. von Tariferhöhungen profitieren. Dafür gab es die Zusage, bis 2009 keine Stellen mehr zu streichen. Dieses Versprechen trifft nicht mehr zu.
Das große Gladbacher Haus, das einmal zu KarstadtQuelle gehörte, ist eine der ersten Filialen des Hagener Unternehmens.