Gladbacher erleiden öfter psychische Erkrankungen
Altenpfleger ist ein belastender, anstrengender Beruf. Aber auch ein sehr erfüllender, hoch interessanter, sagt Helmut Wallrafen. Der Geschäftsführer der städtischen Sozial-Holding weiß das aus eigener Erfahrung.
Geht es nach dem Krankenstand, dann liegen Angestellte in Altenheimen oder in der ambulanten Pflege weit oben. Im vergangenen Jahr lag der Gesamtkrankenstand in dem Bereich bei 7,1 Prozent (im Durchschnitt 6,2 Prozent) und damit auf dem vierten Platz insgesamt, wie aus der Analyse des Instituts für betriebliche Gesundheitsförderung hervorgeht. Das Institut hatte dafür die Krankendaten der rund 35 000 bei der AOK Rheinland/Hamburg Versicherten, die in Mönchengladbach arbeiten, analysiert.
Es sind vor allem die körperlich anstrengenden Berufe, die ganz oben stehen. Angestellte in der öffentlichen Verwaltung, in der Ver- und Entsorgung, und in der Metallerzeugung stehen auf den ersten drei Plätzen. Danach folgen die Beschäftigten in Altenheimen und in der ambulanten Pflege. Schaut man sich allerdings den Langzeit-Krankenstand (länger als 42 Tage), liegt der Bereich Altenheime/ambulante Pflege auf dem ersten Platz. Der Krankenstand liegt bei den lange krankgeschriebenen Mitarbeitern bei 2,3 Prozent, im AOK-Durchschnitt sind es knapp 1,6 Prozent. „Körperlich und psychisch ist die Pflege ein anstrengender Beruf“, sagt Wallrafen. Das Leben in den Pflegeheimen werde immer schnelllebiger, die Aufenthaltszeiten von Bewohnern immer kürzer. „Das merken unsere Kollegen und das belastet sie auch“, so Wallrafen.
Die Sozial-Holding, bei der von den 900 Beschäftigten etwa 700 in der Pflege arbeiten, hat deshalb bereits vor Jahren reagiert: Seit Mai 2012 bietet die städtische Tochter für Beschäftigte und deren Familien kostenfreie psychologische Beratung an und garantiert einen Gesprächstermin innerhalb von 14 Tagen. „Dies hat bei uns die Quote bei psychischen Erkrankungen nachweisbar halbiert“, sagt Wallrafen. Der Krankenstand bei der Sozial-Holding liegt bei 6,5 Prozent, deutlich unter dem Branchendurchschnitt von 7,1 Prozent.
Im Gegensatz zur Entwicklung bei der Sozial-Holding lag die Ausfallzeit wegen psychischer Erkrankungen im vergangenen Jahr auf einem Rekordniveau. Je 100 Versicherte lag der Krankenstand bei 416 Tagen. „Seit Beginn der Datenauswertung ist das der höchste Krankenstand bei psychischen Erkrankungen“, sagt Gregor Mertens, stellvertretender Leiter des Instituts für Betriebliche Gesundheitsförderung. Eine Gruppe Menschen taucht allerdings gar nicht in der Statistik auf: Arbeitslose. Und die sind laut AOK-Regionaldirektor Heinz Frohn am häufigsten betroffen. „Arbeitslosigkeit macht krank, und Krankheit macht arbeitslos. Das ist ein Zusammenspiel der Kräfte.“