Rentnerin hat ihren Schmuck wieder

1800 Beutestücke stellte die Polizei bei einer albanischen Bande sicher. Sie sollen nun nach und nach an die Besitzer zurückgehen.

Foto: Peters

Den Morgen hat Irmgard H. noch genau in Erinnerung. Ihr Sohn sah in die Zeitung und rief plötzlich: „Da ist deine Brosche!“ Dann zeigte er auf den Artikel über die Festnahme einer albanischen Einbrecherbande mit dem dazugehörigen Foto von der sichergestellten Beute. „Ich habe die Pinguin-Brosche sofort wieder erkannt. Mein Sohn hatte sie mir von seinem ersten verdienten Geld geschenkt“, sagt die 76-Jährige, die ihren vollständigen Namen im Zusammenhang mit dem Einbruch bei ihr zu Hause in Giesenkirchen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Foto: Polizei

„Das hat mich damals schon sehr mitgenommen. Ich habe drei bis vier Kilo abgenommen und konnte anfangs nicht schlafen“, berichtet sie. Die Einbrecher hatten bei ihr alles durchwühlt und alle Schmuckbehältnisse geplündert. Dass sie davon noch etwas wieder sehen würde, damit hätte Irmgard H. nie im Leben gerechnet. „Als ich bei der Polizei war, habe ich 15 Schmuckstücke wiedererkannt, darunter auch die silbernen Manschettenknöpfe meines verstorbenen Mannes“, berichtet sie.

Den Ermittlern der Einsatzkommission „Albatros“ hat Irmgard H. einen großen Dienst geleistet. Durch die 76-Jährige konnte die Polizei der Einbrecherbande eine Tat mehr nachweisen. Aktuell sind es schon 94 Wohnungseinbrüche in Mönchengladbach, im Rhein-Kreis Neuss, im Kreis Viersen und im Erkelenzer Land. „Jede Zuordnung ist für uns wichtig, weil wir so eine weitere Straftat aufklären können“, sagt Kommissionsleiter Mark Borsch.

Irmgard H. hat der Polizei gerne geholfen: „Die haben großartige Arbeit geleistet“, sagt sie. Und: „Ich ermutige jeden, der seinen Besitz wiedererkennt, sich zu melden, auch wenn die Versicherung schon gezahlt hat.“ Schließlich müssten die Einbrecher für ihre Taten bestraft werden. Sie ist froh, dass die Bande gefasst wurde, die im Haus keinerlei Finger-, Fuß oder DNA-Spuren hinterließ. Noch glücklicher ist die 76-Jährige aber darüber, dass die Schmuckstücke wieder aufgetaucht sind, die für sie einen einmaligen Erinnerungswert haben. Die Manschettenknöpfe ihres vor vier Jahren verstorbenen Mannes beispielsweise. „Sie sind die einzigen Schmuckstücke, die mein Mann damals 1948 auf der Flucht aus Schlesien mitnahm.“ Oder das kleine Perlenarmband: „Das habe ich als junge Frau von einer spanischen Familie geschenkt bekommen, weil ich ihren Kindern ein Vierteljahr Deutsch beigebracht habe. Das fand ich ganz entzückend.“ Oder die Perlenohrringe: „Die hat mein Mann mir 1964 zur Verlobung geschenkt.“ Oder die Silberkette: „Die habe ich oft und sehr gerne getragen.“

Der ganze Goldschmuck von Irmgard H. bleibt allerdings verschwunden. „Wir gehen davon aus, dass die hochkarätigen Beutestücke von der Bande sofort verkauft oder vielleicht auch eingeschmolzen wurden“, sagt Mark Borsch. Die 76-jährige Giesenkirchenerin würde sich deshalb heute keinen Goldschmuck mehr kaufen. Aus Angst. „Aber ich habe Erinnerungsstücke zurück, die ich heiß und innig geliebt habe“, sagt sie.

Die Bande, die bei Irmgard H. und bei vielen weiteren Menschen einbrach, war offenbar so professionell, dass sie sich von der Terrassentür mit drei Stahlschlössern nicht abschrecken ließ. „Die zusätzlichen Schlösser hatte mein Mann noch anbringen lassen. ,Dann bist du sicher’, hat er gesagt“, berichtet die 76-Jährige. Jetzt hat sie eine zusätzliche Alarmanlage anbringen lassen.