Gülistan Yüksel: „Ich will viel mehr junge Ausländer ansprechen“

Die Vorsitzende des Integrationsrates ist nicht mehr im Stadtrat – aber dennoch ganz vorne dabei.

Mönchengladbach. "Kaum zu glauben", schreibt Anna S. auf wz-newsline, "aber nach langem Suchen habe ich herausgefunden, dass Gülistan Yüksel die einzige Ratskandidatin in Mönchengladbach mit Migrationshintergrund ist. Traurig, aber wahr", reagiert S. auf den WZ-Bericht "So sieht der neue Stadtrat aus" (31. August), wonach die Deutsch-Türkin nicht mehr in dem höchsten städtischen Entscheidungsgremium vertreten ist.

S. wie weitere zahlreiche Internetschreiber befürchten nun deutliche Abstriche bei der Integrationsarbeit in unserer Stadt. Immerhin ist Yüksel (47) nicht nur SPD-Politikerin, sondern auch langjährige Vorsitzende des städtischen Integrationsrates - der politischen Interessenvertretung für Ausländer. Die WZ sprach mit ihr.

Yüksel: Auf gar keinen Fall. Natürlich ist es schade, dass ich nicht mehr im Rat bin, aber ich stehe ganz vorne auf der Reserveliste, könnte also schnell nachrücken. Meine Tätigkeit, die Integration voranzutreiben, wird aber nicht beeinträchtigt sein.

Yüksel: Sehen sie, der Integrationsrat ist noch im Amt. Im Februar 2010 wählen wir einen neuen, der dann wie der Stadtrat fünf Jahre im Amt ist. Und bei dieser Wahl trete ich mit einer eigenen Liste an.

Yüksel: Alle Gladbacher Ausländer, aber auch Deutsche mit Migrationshintergrund, die in den vergangenen fünf Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben. Auch Deutsche können übrigens kandidieren.

Yüksel: Nun ja. Es sind oft die kleinen Dingen, die ein gutes Miteinander ausmachen und Toleranz wecken. Der Integrationsrat hat eine wichtige Brückenfunktion zwischen Deutschen und ausländischen Mitbürgern. Als einen großen Erfolg werte ich unter anderem, dass viele Migranten ihre Vorurteile gegenüber der Behörde abgebaut haben. Das war (und ist mitunter noch) katastrophal.

Yüksel: Wir sprechen sie an, und ich möchte, dass sich mehr junge Menschen für die Integrationsarbeit interessieren, sich einbringen und in unserem Rat mitmachen.

Yüksel: Das ist richtig. Weil ich in der SPD aktiv bin, stand ich gerade in letzter Zeit mächtig unter Druck. Ich werde in die neue SPD-Fraktion mit eingebunden - so kann ich meine Vorstellungen zur Eingliederung weiterhin einbringen.

Der städtische Integrationsrat hat sein Büro an der Aachener Straße 9. Laut Stadtstatistik lebten Ende 2008 in Gladbach 9316 Ausländer aus EU-Staaten. Aus Nicht-EU-Staaten waren es 17 751. Hinzu kommen noch Bürgerinnen und Bürger aus dem außereuropäischen Ausland wie Asien (2984), Afrika (1673), Nord-, Mittel- und Südamerika oder Australien und Neuseeland mit insgesamt 409 Personen.