Hans Wilhelm Reiners (CDU): „Auf die Ideen der Bürger setzen“

Die WZ hat mit den beiden aussichtsreichsten Bewerbern um das Amt des Oberbürgermeisters gesprochen. Heute: Hans Wilhelm Reiners (CDU).

Foto: privat

Mönchengladbach. Herr Reiners, die letzten Tage der heißen Phase laufen. Was glauben Sie, ist der Wahlkampf beim Bürger angekommen?
Hans Wilhelm Reiners: Der Wahlkampf hat spätestens seit Ostern spürbar Fahrt aufgenommen. Die Wahlplakate sind im Straßenbild nicht zu übersehen und haben vor allem den Zweck, auf die bevorstehende Wahl aufmerksam zu machen. Dass das gelungen ist — beziehungsweise gelingt —, zeigt sich unter anderem daran, dass es an den Wahlständen großes Interesse auch an den inhaltlichen Informationen zur Wahl gibt, und dass auch bei unseren Internet-Angeboten häufiger hingeschaut wird. Die örtlichen Medien helfen mit ihrer Berichterstattung ebenfalls sehr gut, die Kommunal- und Europawahl ins Bewusstsein der Bürger zu rücken.

Was denken Sie, wie sich die Wahlbeteiligung diesmal gestalten wird?
Reiners: Das ist schwer vorherzusagen. Ich hoffe sehr, dass Mönchengladbach nicht schon wieder am unteren Ende der Wahlbeteilungs-Rangliste landen wird. Ich werbe immer zuerst dafür, überhaupt zur Wahl zu gehen, und dann für meine Partei und für mich.

Vervollständigen Sie diesen Satz: Mönchengladbach ist für mich. . .
Reiners: . . . meine Heimatstadt, in der ich sehr gern lebe und für die es lohnt, mich politisch und beruflich für Mönchengladbach zu engagieren.

Und: Mönchengladbach sollte. . .
Reiners: . . . sich selbstbewusst dem Wettbewerb der Kommunen stellen und mehr denn je auf die Ideen und das Wissen seiner Bürgerinnen und Bürger setzen. Hier gibt es nach meiner festen Überzeugung noch ein großes Potenzial, dass Mönchengladbach nutzen muss.

Warum kandidieren Sie?
Reiners: Ich habe zeit meines Lebens bis auf ein fünfjähriges „Auswärtsspiel“ in Mönchengladbach gelebt und beschäftige mich seit 27 Berufsjahren — zunächst als Zeitungsredakteur und dann als Geschäftsführer der CDU-Ratsfraktion — mit kommunalpolitischen Themen. Das hat fast immer Spaß gemacht, und ich bin fest davon überzeugt, dass ich in der sehr verantwortungsvollen Position des Oberbürgermeisters noch stärker dazu beitragen kann, dass Mönchengladbach auch für die Generation meiner Kinder und Enkel lebenswert bleibt und sogar noch an Lebensqualität gewinnt.

Welche Koalitionspartner können Sie sich grundsätzlich nach der Wahl vorstellen? Mit wem würden Sie keine Gespräche führen?
Reiners: Gespräche über Kooperationen im Rat der Stadt Mönchengladbach sind Angelegenheit der Parteien und nicht des Oberbürgermeisters. Ich würde niemals, wie es der Amtsinhaber getan hat, einen Kooperationsvertrag mit unterzeichnen und von einer „eigenen Mehrheit“ sprechen. Ich gehe fest davon aus, dass meine Partei sicher keine Gespräche mit Parteien vom äußerst linken und rechten Rand des politischen Spektrums führen wird.

Wie schätzen Sie Ihren Bekanntheitsgrad ein?
Reiners: Wenn ich den Bekanntheitsgrad mit Schulnoten bewerten müsste, würde ich „gut“ sagen — also noch steigerungsfähig auf „sehr gut“.

Was machen Sie, wenn Sie nicht gewählt werden?
Reiners: Das Ziel heißt, die Oberbürgermeisterwahl zu gewinnen. Den sprichwörtlichen „Plan B“ gibt es nicht. Wenn die Wählerinnen und Wähler — wovon ich nicht ausgehe — das anders entscheiden, ist der Zeitpunkt gekommen, darüber nachzudenken, wie es beruflich und politisch weiter geht.

Wer sind Ihre politischen Vorbilder?
Reiners: Wenn es konkret eine Person sein soll: Konrad Adenauer. Mich beeindruckt, wie er unser Land unbeirrt aus einer sehr schwierigen Situation heraus an verantwortlicher Stelle auf den Weg zu wirtschaftlichem Wohlstand und internationaler Anerkennung geführt hat.

Was hätten Sie nach Ihrer Einschätzung in der vergangenen Legislaturperiode als Oberbürgermeister besser gemacht als der amtierende SPD-OB Nobert Bude?
Reiners: Der Amtsinhaber hat viel zu lange auf die „eigene Mehrheit“ gesetzt, von der er zu Beginn der Wahlperiode gesprochen hat. Diese Haltung hat er ja auch noch bestärkt, indem er den Kooperationsvertrag von Rot-Gelb-Grün mitunterzeichnet hat. Das Ergebnis war, dass wir keinen Verkehrsentwicklungsplan haben, dass Zusagen zu Einsparungen bei der Verwaltung nicht eingehalten wurden, dass nach wie vor ein Raumkonzept für die Verwaltung fehlt. Das sind Projekte, auf deren Umsetzung ich deutlich mehr Nachdruck gesetzt hätte.

Was sagen Sie als Ratsherr, hat die CDU in dem besagten Zeitraum falsch gemacht?
Reiners: Die CDU-Fraktion hat immer gesagt, für „Mehrheiten der Vernunft“ zur Verfügung zu stehen. Das war aber weder vom Amtsinhaber noch von Rot-Gelb-Grün gewollt. Erst als das Ampel-Bündnis zerbrochen ist, konnte die CDU den Beweis antreten, dass sie gewillt und in der Lage ist, für unsere Stadt Verantwortung zu übernehmen.

Ist Mönchengladbach eine schwierige Stadt für Sie als Politiker?
Reiners: Schwierig ist nicht unsere Stadt, sondern die Rahmenbedingungen, unter denen hier das politische Gestalten sicher nicht einfach ist. Mönchengladbach hatte einen Strukturwandel zu bewältigen, bei dem uns — im Gegensatz zu anderen Regionen unseres Landes — niemand nennenswert finanziell unterstützt hat.

Wie ist die Stadtverwaltung Ihrer Meinung nach aufgestellt? Gibt es Stellen, die wegen der angespannten Finanzen, Sparpotenzial haben?
Reiners: Grundsätzlich bin ich vom Potenzial überzeugt, das in dieser Verwaltung steckt. Das Kernproblem scheint mir nicht die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu sein, sondern deren Motivationslage. Daran gilt es, zu arbeiten. Die Frage nach möglicherweise einzusparenden Stellen lässt sich nicht beantworten, ohne dass es zuvor eine ernsthafte Aufgabenkritik gegeben hat.