Hebt sich der Vorhang in der alten Druckerei?

Analyse: Die Zeit drängt, noch ist es völlig offen, wo die Zukunft des Theaters hinführt.

Mönchengladbach. Bei den Theaterleuten brodelt es. Ab August 2009 sollen sie ihr Gladbacher Publikum von einer Ersatzspielstätte aus unterhalten, weil der Theaterkomplex an der Odenkirchener Straße in Rheydt spätestens dann mit Millionenaufwand grundsaniert werden muss. Nicht nur beim Brandschutz. Doch derzeit weiß keiner so recht, wo sich denn der Vorhang heben wird. Und die Zeit drängt. Die WZ stellt Ihnen die derzeit kursierenden Modelle für ein Theater auf Zeit vor.

Da ist das von den Bündnis-Grünen in den Ring geworfene Schauspielhaus, Hindenburgstraße. Es steht seit fast zehn Jahren leer, müsste mit viel Geld hergerichtet werden. Nicht nur zur Erfüllung von Brandschutzauflagen. Dass hier Schauspieler auf die Bühne treten, ist höchst unwahrscheinlich.

Dahinter verbirgt sich der Komplex der ehemaligen Druckerei Schagen&Eschen an der Hofstraße. Auch hier müsste investiert werden. Beträchtlich.

Problem außerdem: Die städtische Entwicklungsgesellschaft EWMG müsste das Areal kaufen. Vorteil: Die gründlich renovierte Immobilie könnte nach dem Auszug des Theaterbetriebs im Sommer 2010 entweder verkauft oder anderweitig genutzt werden, zum Beispiel für Kleingewerbe.

Das ist die von CDU-Fraktionschef Rolf Besten ins Gespräch gebrachte neue Eventhalle neben dem Hockeypark. Ein privater Investor soll sie bauen. Anreiz fürs Geldausgeben wäre der Mieter Theater für gut ein Jahr, sagt Unternehmer Besten. Die Miete zahlt die Stadt. Nachteil: Die Stadt schafft sich so Konkurrenz im Markt der Veranstaltungen. Die Events etwa in der Kaiser-Friedrich-Halle gingen rapide zurück, die zuständige Marketinggesellschaft machte in der Sparte noch mehr Miese.

EWMG-Chef Manfred Nieland sorgte im Aufsichtsrat der Stadtfirma für eine Überraschung, als es um den Theater-Ersatz und die "Besten-Halle" ging. Laut Nieland habe nämlich die EWMG "alte Hallenpläne" hervorgekramt und sie politisch Tätigen wie Besten wärmstens empfohlen. Wie mehrfach berichtet, wollte der Bauunternehmer Manfred Langen dieses Gebäude neben der Hockey-Arena errichten. Doch beim Rechnen kam er zu der Erkenntnis, dass sie mit Gewinn nicht zu betreiben sei. Also bezahlte er lieber die rund 500000 Euro Konventionalstrafe an die EWMG.

Theater-Verantwortliche haben der Stadt längst klar gemacht, dass sie während der Sanierung keine Abonnenten verlieren wollen und deshalb "ausreichend gute Räumlichkeiten" wie zwei Bühnen, aber auch genug Platz für Orchester und Ballett benötigen. Sie haben auch schon erklärt, dass sie den Druckerei-Komplex "gar nicht so schlecht finden".

Mit der Krefelder Spielstätte geschieht derzeit das Gleiche wie demnächst in Gladbach. Sie wird modernisiert. Für den Ersatzspielort hat das Gemeinschaftstheater auch mobile Bühnenelemente gekauft, die sie im Provisorium Gladbach aus Kostengründen einsetzen will.

Wo auch immer das Theater auf Zeit aufmacht: Nach den Osterferien tritt der Aufsichtsrat der EWMG zu einer Sondersitzung zusammen. Dann will Nieland zumindest für die Modelle 2 und 3 Zahlen und Fakten auf den Tisch legen.