Heizöl: drei bis vier Wochen Wartezeit
Mönchengladbach. Joachim Fandel hat eigentlich gar keine Zeit. Er muss weiter zum nächsten Kunden. Schließlich soll der nicht noch länger auf sein Heizöl warten müssen. Ganze Straßenzüge fertigt er heute ab.
Bis zu 20 Tanks sind das am Tag, und manchmal bis zu elf Arbeitsstunden.
Also Abfüllstutzen abziehen, einpacken und zum nächsten Heizungskeller. Wie ein fleißiges Eichhörnchen legt er den Menschen in der Stadt Ölvorräte für die kalten Tage an. "Je nachdem welche Mengen an einem Tag bestellt wurden, muss ich bis zu drei mal nachtanken", sagt Fandel.
Die Auftragbücher bei den Mönchengladbacher Heizöl-Lieferanten sind prall gefüllt, weil es die Tanks der Kunden möglichst jetzt auch werden sollen. Warum gerade jetzt alle ihr Öl kaufen wollen, liegt auf der Hand: Es ist günstig. Während im Juli 100 Liter noch fast 100 Euro kosteten, bekommt man jetzt die gleiche Menge 30 % günstiger.
Wegen der großen Nachfrage melden große Mineralölkonzerne bereits Lieferschwierigkeiten. Von sechs bis acht Wochen Wartezeit und Nachschub-Engpässen ist die Rede.
Ganz so schlimm ist es in Mönchengladbach nicht. "Wir fahren mit allem was wir haben. Bei uns müssen die Kunden momentan anderthalb Wochen auf ihr Öl warten", sagt Hans Jürgen Siegers, der in der Zentrale der Firma Höckelmann Fandels Einsätze koordiniert. Bei einem recht überschaubaren Fuhrpark machen sich Engpässe beim Öl-Nachschub nicht so schnell bemerkbar wie bei größeren Unternehmen oder Speditionen.
Beim Öl-Lieferer Pflipsen spricht Dagmar Jansen Pink von momentan drei bis vier Wochen Wartezeit. Das Rheydter Unternehmen hat vorgesorgt und sein Fahrerlager aufgestockt. 30 Wagen sind im Einsatz.
Gegen Mittag muss Joachim Fandel schon wieder auftanken. Die 30000 Liter die sein Lkw fasst sind verteilt. Doppelt so viele Fahrten wie in den vergangenen Jahren habe er in diesem Herbst.
Die Menschen versuchen natürlich, auch beim Heizöl Geld zu sparen, und jetzt ist die Gelegenheit dazu. Dunkelbraun ist es, teerig riecht es und warm macht es, aber offensichtlich nicht reicher. "Der Preis ist im Moment einfach so niedrig, dass wir keinen zusätzlichen Gewinn aus der Auftragslage schöpfen", sagt Dagmar Jansen-Pink.
Fandels Tank ist aufgefüllt. Es geht weiter. "Ich schätze das wird jetzt wohl noch zwei Monate so gehen", sagt er. Schließlich will an Heilig Abend niemand nur mit warmen Gedanken in einer kalten Wohnung sitzen.
Dass wird zumindest seinen Kunden auch nicht passieren. "Wenn jemand sich nicht rechtzeitig um Nachschub gekümmert hat und plötzlich vor einem leeren Tank steht, schieben wir ihn dazwischen", beruhigt Hans-Jürgen Siegers, "kleine Unternehmen sind da flexibler als die Großkonzerne." Und Frau Jansen-Pink versichert: "Es wird niemand in der Kälte stehen gelassen."
Der Tag ist geschafft, Joachim Fandel kann jetzt selbst auftanken, bevor er Montag seinen Öl-Rüssel wieder in fremde Keller steckt. Der 43-Jährige fährt seit 16 Jahren Heizöl aus. Aber einen solchen Ansturm hat auch er noch nie erlebt.