Kunst: Goethes wahres Gesicht

Gladbacher identifiziert Original-Maske des Dichters.

Mönchengladbach. Der Gladbacher Mediziner und Physiognomie-Experte Professor Michael Hertl hat den "einzig wahren" Johann Wolfgang von Goethe gefunden: Unter den bis zu 80 verschiedenen Darstellungen des deutschen Vorzeige-Dichters kann nach Abschluss jüngster Forschungen nur ein Porträt als lebensecht gelten: Die so genannte Weißer-Büste, die 1808 nach einer zuvor entstandenen "Lebendmaske" des Dichters entstanden ist

Die in zwei Exemplaren in den Goethe-Museen von Weimar und Düsseldorf gezeigte Büste ist von dem Bildhauer Carl Gottlob Weißer (1780-1815) geschaffen worden und stellt den reifen, 58-jährigen Goethe genau "bis in die Pockennarben" dar, sagt Hertl. Er leitete viele Jahre die Neuwerker Kinderklinik.

In alle anderen Bildnisse sei jedoch die persönliche Sicht der jeweiligen Künstler eingeflossen, erklärte der Direktor des Düsseldorfer Goethe-Museums, Prof. Volkmar Hansen: "Wir zeigen das authentischste Porträt, das es von Goethe überhaupt gibt."

Hertl, der mehrfach bedeutende Tot- und Lebendmasken untersucht hat, hatte für seine Forschungen im Computertomografen mehrere existierende Gesichts-Masken Goethes exakt vermessen.

Der Experte hat seine Forschung jetzt abschließend als Buch vorgelegt hat. Hertl: "Der Streit ist vorbei, es gibt nur eine Lebendmaske."

Allerdings war Goethe die langwierige Abformung seiner Maske wohl äußerst lästig. An den heruntergezogenen Mundwinkeln und den scharfen Falten zwischen den Augen sei zu bemerken, "dass da einer widerwillig ist". So spreche aus dem Gesicht "ein fast bedrängender Ernst". Bemerkbar seien auch "die großen Augen" Goethes, sagte der Forscher: "Unter diesen Augen müssen Gedanken sitzen, die uns im Moment nicht zugänglich sind."