Jäger stellt Projekt für straffällige Kinder vor

Ein neues Hilfsprogramm soll kriminelle Minderjährige wieder auf die richtige Bahn bringen.

Foto: Stadt

„Kurve kriegen“ heißt das NRW-Präventionsprogramm, das Innenminister Ralf Jäger gestern in der Stadt vorstellte. Bei dem neuen Hilfsprojekt geht es um straffällig gewordene Kinder. Sie sollen wieder auf die richtige Bahn gebracht werden, bevor sie eine kriminelle Karriere beginnen.

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Im November ist das neue Programm auch in Mönchengladbach an den Start gegangen. Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 15 Jahren, die mit mindestens einer Gewalttat oder drei Eigentumsdelikten polizeilich in Erscheinung getreten sind und die in einem risikobelasteten Umfeld leben. Die Teilnahme an dem Projekt ist freiwillig. Der Erziehungsberechtigten müssen einverstanden und zur Kooperation bereit sein.

Elf Kinder aus Mönchengladbach im Alter von zehn bis 13 Jahren, darunter sieben Jungen und vier Mädchen, sind derzeit im Projekt. Kurz vor der Aufnahme stehen außerdem zwei Kinder, die zusammen mit weiteren Minderjährigen das ehemalige Parkhotel in Rheydt verwüstet haben. „Wir sind durch diese Tat auf die Gruppe aufmerksam geworden“, sagt Manfred Mütz vom Jugendkommissariat, der das Projekt bei der Polizei in Mönchengladbach betreut. Er hat bereits Erfahrungen mit dem Programm für jugendliche Intensivtäter, kurz JIT, das in der Stadt bereits seit 2003 erfolgreich läuft und das mehrfach ausgezeichnet wurde.

Das Umfeld von Jugendlichen, die früh kriminell werden, kennt Manfred Mütz. „Wir können sagen: Guckt mal, das war einmal der starke Macker im Viertel, jetzt sitzt er im Knast. Das zeigt Wirkung.“

Oft kämen die Kinder aus einer Familie, wo ein Elternteil oder ältere Geschwister schon straffällig geworden seien. Nicht selten spielten auch Drogen eine Rolle, berichtet Mütz. In dem neuen Hilfsprogramm, das aus Landesmitteln finanziert wird, sind auch pädagogische Fachkräfte eingebunden. In Mönchengladbach sind das Madeleine Geraths und Ayadi Semi vom SKM. Sie haben ihren Arbeitsplatz in der Polizeibehörde. „Wir kooperieren sehr eng mit dem Jugendamt, mit den Eltern, der Schule und der Polizei“, sagt Madeleine Gerards.

Alle Teilnehmer von „Kurve kriegen“ hätten gleich mehrere Risikofaktoren. Die meisten Kinder würden schon länger vom Jugendamt betreut. Für die Kinder würden individuelle Angebote geschaffen, die vom Antigewalttraining bis hin zu Schulhilfen reichen. Oft müsse Basisarbeit geleistet werden. Manche Kinder seien zu sozialen Beziehungen gar nicht fähig, weiß Ayadi Semi, „da muss erst einmal Empathiefähigkeit aufgebaut werden“. Es seien Kinder, „die maximal zur Nahrungsaufnahme nach Hause kommen, und schon gar nicht zur Schule gehen, aber zu unserem Trainingsprogramm kommen sie“, sagt Madeleine Geraths.

Das Programm „Kurve kriegen“ gibt es bereits in 18 Städten. Nach einer in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Untersuchung würden 40 Prozent der Teilnehmer nicht mehr straffällig, sagte Ralf Jäger. Ein Intensivtäter hinterlasse bis zu seinem 25. Lebensjahr etwa 100 Opfer und verursache 1,7 Millionen Euro sozialer Folgekosten. Stadtdirektor und Kämmerer Bernd Kuckels begrüßen das Programm. „Es hilft, die Kosten im Bereich der Hilfen zur Erziehung zu reduzieren. Im Vordergrund steht allerdings der gesamtgesellschaftliche Nutzen.“