Justiz: Wegen Giftgas verurteilt
Weil er von Gladbach aus Libyen mit Maschinen für die Produktion von Giftgas half, ist ein 74-Jähriger verurteilt worden.
Mönchengladbach. Der Angeklagte Berge Aris B. (74) hat etwas von Mario Adorf und dem gealterten Marlon Brando - elegant und eloquent. Gestützt auf einen Begleiter schreitet der stattliche Mann im dunkelblauen Zweireiher in den großen Gerichtssaal im Landgericht.
Der 74-jährige Kaufmann hatte sich jahrelang im Libanon versteckt gehalten und sich Ende 2006 der Justiz gestellt. Das Landgericht sprach ihn gestern wegen illegalen Rüstungshandels schuldig. Die Richter verurteilte ihn zu zwei Jahren Bewährungsstrafe und 20 000 Euro Geldbuße.
Der Unternehmer hatte gestanden, Anfang der 1990er Jahre Steuerungsanlagen für die Giftgas-Produktion in Libyen geliefert zu haben. Sitz der für diesen Zweck gegründeten Firma war Mönchengladbach. Er bestritt aber, Drahtzieher gewesen zu sein.
Von den rund 6,5 Millionen Euro Gewinn konnte die Justiz lediglich 102 000 Euro sicherstellen. Die beiden Komplizen des Mannes waren 1997 zu drei und vier Jahren Haft verurteilt worden. Dem Urteil waren Verhandlungen mit der Staatsanwaltschaft vorausgegangen.
Als der illegale Rüstungsdeal aufgeflogen war, besaß der nun verurteilte Unternehmer ein großes Haus samt Gestüt in Belgien. Angeblich soll ihm von seinem Reichtum außer einer monatlichen Rente von 1465 Euro nichts geblieben sein.
Im Libanon hatte der Mann vor zehn Jahren mehrere Monate in Untersuchungshaft gesessen, war aber unter merkwürdigen Umständen freigekommen. Der gesundheitlich angeschlagene Kaufmann wollte zu seiner Familie nach Belgien zurück. Bei seiner Rückkehr war er noch am Flughafen festgenommen worden, der Haftbefehl wurde aber sofort außer Vollzug gesetzt.
Der Vorsitzende Richter sagte gestern nach dem Urteil: "Er hat das friedliche Zusammenleben der Völker und die Außenbeziehungen Deutschlands gefährdet, indem er den Bau chemischer Waffen gefördert hat."
Das Gericht berücksichtigte jedoch strafmildernd, dass der Kaufmann sich jetzt selbst gestellt und ein Geständnis abgelegt hatte und die Taten außerdem 15 bis 18 Jahre zurückliegen. Zudem habe der 74-Jährige der Justiz einen monatelangen Prozess mit schwieriger Beweislage erspart.