Karnevals-Elefant wird 70

Seit 1987 ist Bernd Gothe, obwohl spätberufen, dabei.

Mönchengladbach. Das Wichtigste war für ihn seine Firma. "Die Verantwortung für meine Mitarbeiter und ihre Familien, dass sie Arbeit und Lohn haben", sagt Bernd Gothe über die 70 Jahre seines Lebens, die er morgen vollendet.

"Schade, dass es da im vergangenen Jahr Probleme gab, dass sie nicht so viel Überstunden machen konnten, dass wir Einbußen hatten. Ich hoffe, dass wir da gemeinsam durchgehen", sagt der Chef der Heinz Gothe GmbH, die mit Edelstahlrohren und Zubehör handelt.

"Gemeinsam" ist ein Schlüsselwort für den Unternehmerssohn, der im Kriegsjahr 1940 in Mönchengladbach geboren wurde. "Ich kann nur Richtlinien vorgeben, aber wir müssen gemeinsam gehen, sonst klappt es nicht." Das sieht er auch für den Mönchengladbacher Karnevalsverband so, dem er seit 1987 vorsteht.

Er kam als Spätberufener zum Karneval. Vorher war er Vorstand der Hockey- und Tennisabteilung des Rheydter Spielvereins mit 550Mitgliedern. In noch jüngeren Jahren, "mit 30" war er auch politisch tätig, als zweiter Vorsitzender der FDP in Rheydt. "Aber da hat mich mein Vater vor die Alternative gestellt. Politik oder Firma. Ich habe mich richtig entschieden. Die Politiker heute können die Menschen nicht begeistern, gemeinschaftlich etwas zu bewegen."

Als der Karneval ihn packte, war er 44 Jahre alt. Da war er Karnevalsprinz in der Stadt. "Vorher hatte ich lediglich im Rheydter Spielverein Feste organisiert, war aber kein aktiver Karnevalist." Als der MKV ein paar Jahre später in einer Krise steckte, wurde ihm das Amt des Vorsitzenden angetragen.

"Sonst hätte ich das nicht gemacht. Jemandem seinen Posten abspenstig machen, das tue ich nicht. Ich mische mich nicht ein, wenn etwas gut funktioniert." Doch in der damaligen Situation sah er die Chance, seine Ideen zu verwirklichen "und dem ganzen meinen Stempel aufzudrücken".

Im Karneval lebt er auch seine kreative Ader aus. "Ich baue unwahrscheinlich gern Wagen." Und er gesteht, dass er gern auf der Bühne steht: "Nur im Hintergrund zu arbeiten wäre nicht mein Ding."

Den Humor mag er gern hintergründig, "aber nie beleidigend". "Wobei ich meine Narrenfreiheit genieße. Die meisten sind viel zu zahm. Denen fehlt Mut." Wappentier des Verfahrensingenieurs ist der Elefant. "Der hat auch ein gutes Gedächtnis."

An seinem Geburtstag wird er auch an den seines Vaters denken. "Der wäre am 25. September 100 Jahre alt geworden." Und an den seines Sohnes. "Der wäre am 1. Oktober 40 geworden. Der Tag, an dem er vor fünf Jahren bei einem Unfall ums Leben kam, war der schwärzeste in meinem Leben."