Katzenpension: Baldrian für das Wohlbefinden
Im Stubentigerhotel beherbergt Felicitas Link Katzen, deren Besitzer verreist sind. Manche Gäste haben ihre Eigenheiten.
"Streuner nimmt nur das grüne Zimmer", sagt Felicitas Link vom Stubentigerhotel. "In einem anderen Zimmer hat er so lange geschrieen und gejammert, bis er in sein grünes kam." Heute wird es für ihn reserviert, sobald seine Leute ihn für einen Ferienaufenthalt bei den Links anmelden. Dass diese Gäste in der Regel anspruchsvoll sind, weiß Hotel-Chefin Felicitas Link von ihren eigenen Katzen. Ein spezielles Parfüm sorgt für ihr Wohlbefinden: Baldrian.
2003 hat die 46-Jährige die Katzenpension eröffnet. Da wurde die Wohnung in der ersten Etage ihres viergeschossigen Hauses frei. Die im zweiten - ebenfalls mit 50 Quadratmetern - hatten die Eheleute Link kurz zuvor bei einem Mieterwechsel für 25 000 Euro aufwändig renoviert. Und ausgesprochenes Pech mit den Mietern.
Weil sie selbst schon mal vor dem Problem gestanden hatten "Wohin mit den Katzen im Urlaub?" konnte man es ja mal probieren, dachten die beiden. "Ich habe dann mit dem stellvertretenden Leiter des Veterinäramts gesprochen und mich nach den Auflagen erkundigt."
Die sind nicht ohne: Keine Tapeten an den Wänden, Böden gefliest, Fenster und Steckdosen gesichert, alle weiteren Einrichtungsgegenstände - wie die Kuschelhöhlen - waschbar, alles andere abwaschbar. Sorgen um die Elektroleitungen, die in alten Häusern schon mal schnell überfordert sind, mussten sich die Besitzer nicht machen. "Katzen wollen keine Waschmaschine und keine Spülmaschine gleichzeitig laufen lassen", erklärt Stefan Link. Somit hielten sich die Investitionskosten im Rahmen. Eine Sachkundeprüfung musste außerdem abgelegt und ein polizeiliches Führungszeugnis beigebracht werden.
Zunächst hatte Felicitas Link die Pension neben ihrem Job als Arzthelferin betrieben. Doch dann waren endlich die Mieter aus der zweiten Etage raus, sie schufen noch mehr Platz für die samtpfötigen Gäste, denen sie sich heute rund um die Uhr widmet. Das rechnet sich nicht so richtig, "aber das ist ja auch Hobby." Stefan Link scheint die Entscheidung nicht bereut zu haben.
In drei Zimmern ist Platz für mehrere Tiere. Mali und Simba, Halbgeschwister aus dem gleichen Besitz, haben auf den 16 Quadratmetern eine Vielzahl von Höhlen, in die sie sich verkriechen können, mal aus Plastik mit Katzenstreu, mal aus Webpelz, um sich einzukuscheln. Kratzbäume, Stoff- oder Fellmäuse animieren zum Spielen.
Sechs Euro kostet die Unterbringung pro Tier und Tag inklusive Futter. Dafür werden sie auch nach ihren Besonderheiten und Sonderbarkeiten gepflegt. Cora zum Beispiel, ein türkischer Angora, hält nicht viel von Pflege. Sie muss in ein Handtuch gewickelt werden, erst dann können verfilzte Stellen herausgeschnitten werden. "So machen ihre Besitzer das auch zuhause."
Die Lady Cora duldet keine anderen Katzen neben sich und hat ein Einzelzimmer. So ist es auch mit Whiskey. Den elf Jahre alten Mischling haben seine "Herrchen" aus dem Tierheim. Irgendwann vorher ist sie total verfettet und muss deshalb streng Diät halten. Sie sitzt vorwurfsvoll maunzend vor dem Napf mit braunen trockenen Futter-Stückchen. "Trockenfutter mag sie nämlich nicht", sagt Felicitas Link, die auch kranke Tiere aufnimmt. "Aber bei Diabetikern kostet es mehr." Der Mehrpreis ergebe sich aus dem höheren Aufwand für Tablettengabe oder Spritzen.
Wenn die Tiere krank sind, geht sie mit ihnen auch zum Arzt. Anschließend informiert sie die Eigentümer: "Eine SMS auf die Malediven? Keine Seltenheit", berichtet der Ehemann.