Kneipe: Töff-Töff verlässt Bahnhof
Laut Inhaber ist sie Deutschlands kleinste Gaststätte in einem Hauptbahnhof. Die Bahn will ihn in Rheydt nicht mehr.
Mönchengladbach. Hans ist entsetzt. "Das Töff-Töff macht zu?" Wo soll er dann in Zukunft sein Bierchen trinken, "oder meinen Kaffee, wenn ich mit dem Auto unterwegs bin": Er kommt seit 15 Jahren regelmäßig, "nahezu täglich", in "Deutschlands kleinste Hauptbahnhofsgaststätte", wie der Wirt Reinhold Biewald sie nennt.
Er kann Hans beruhigen. Denn er wird auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in der Hausnummer 48 wieder eröffnen. Das Lokal, das bis vor kurzem ein spanisches Restaurant beherbergte, ist mindestens drei Mal so groß. Dort kann Biewald einen Raucherbereich abtrennen, so wie es die neue Verordnung ab Mitte des Jahres vorschreibt. "Also gehe ich auch mit einem lachenden Auge", sagt er, schließlich seien neunzig Prozent der Gäste Raucher.
Die Bahn sucht nach Biewalds Kündigung zum 1. Juni nach einem neuen Pächter. "Es gibt einige Interessenten. Wir haben aber noch nicht entschieden", sagt ein Bahn-Sprecher.
Ein Kiosk wird es auch im neuen Lokal von Reinhold Biewald geben. "Wenn Borussia spielt, bilden sich davor Schlangen wie nach dem zweiten Weltkrieg", sagt er. Die Fans fahren von hier mit Bussen zum Nordpark und kaufen vorher Nachschub.
Mit dem Töff-Töff verschwindet dann auch die letzte Möglichkeit für Reisende, im Rheydter Bahnhof eine Toilette aufzusuchen. Gegen die Gebühr von 50 Cent öffnet das Thekenpersonal die Toiletten-Tür. Eine öffentliche Toilette gibt es nicht.
Abstieg verhindert: Politik und Öffentlichkeit haben im Januar verhindert, dass der Hauptbahnhof Rheydt umbenannt wird und seinen Status als Hauptbahnhof verliert. Der offizielle Name nach der Reform des VRR: Hauptbahnhof Mönchengladbach-Rheydt.
Fahrkarten von Agentur: Der Fahrkartenschalter im Bahnhof wird von einer Agentur betrieben. Das kann Beeinträchtigungen für Fahrgäste mit sich bringen. Nahverkehrs-Tickets (VRR) können hier zum Beispiel nicht umgetauscht werden. Kunden müssen sie an den VRR schicken oder sich an ein Reisezentrum der Bahn wenden. Das nächste befindet sich im Gladbacher Hauptbahnhof.