Kennen Sie die nicht doch?
Immer weniger Mönchengladbacher melden sich als Zeugen und helfen mit ihren Aussagen, Straftaten aufzuklären. Desinteresse und Angst seien Hauptgründe, sagt die Polizei.
Mönchengladbach. Am helllichten Tag wird die Seitenscheibe eines Wagens eingeschlagen. Und keiner hat’s gesehen? Jemand packt einen an der Straße geparkten Motorroller in den Kofferraum. Sprayer toben sich stundenlang an einer Wand mitten in der Stadt aus. Und es gibt keine Zeugen?
Was viele nicht sähen, am Ende könne es genau sie treffen, so Nehrenheim. "Bei unseren Fällen geht es oft um Serientäter. Jeder Hinweis, den jemand nicht gibt, kann bedeuten, dass der Täter am Ende bei ihm zuschlägt."
Dass es immer häufiger an Zivilcourage mangelt, wenn Menschen Opfer von Straftaten werden, ist bekannt. Dass, wenn etwas passiert ist, hinterher immer weniger bereit sind, sich der Polizei als Zeugen zur Verfügung zu stellen, ist eine weitere Entwicklung.
"Der Trend ist da", sagt auch Hennes Jöris, Leiter des KK 11, zuständig für Straftaten wie Körperverletzung, Brandstiftung, Kapitaldelikte. Auch er und seine Kollegen stellen fest, "dass oft Desinteresse da ist". Entweder lautet die Begründung so: "Aber der Nachbar hat es doch auch gesehen, ich dachte, der hätte sich gemeldet." Oder nach dem Motto: "Was hab’ ich damit zu tun? Ist mir egal. Ich hab’ keine Zeit für so was."
Nehrenheim betont, dass es "nur eine halbe Stunde dauert, wenn wir zum Beispiel Bilder von Verdächtigen vorlegen". Und man gehe bei Terminen auf die Wünsche der Zeugen ein. Aber "sehr häufig" erlebt er, dass Menschen, die als Zeugen ermittelt wurden, sich auf den Brief der Polizei - die "Ladung" - nie wieder meldeten.
Notfall: Wenn es schnell gehen muss mit einem Hinweis an die Polizei. Wenn Täter noch in Aktion sind oder gerade auf der Flucht, gilt die Notrufnummer 110.