Mast in drei Anläufen gesprengt
Beim Abbruch eines Funkturms im Nordpark scheiterten zwei Versuche. Mehrere Veranstaltungen wurden daher unterbrochen.
Mönchengladbach. So hatte sich das niemand vorgestellt: Höchstens 45 Minuten sollte die Sperrung des Geländes am 30 Jahre alten Funk- und Fernsehturms am Gelände des Technischen Hilfswerks (THW) im Nordpark am Samstag dauern. Dann sollte das 78 Meter hohe Bauwerk gesprengt sein, das die Engländer damals auf dem Areal errichtet hatten. Um 13.45 Uhr waren sämtliche Sprengladungen angebracht und alle verließen das Gelände. Der 28. Internationale Internationale Mönchengladbacher Militärwettkampf, der dort zeitgleich stattfand, wurde unterbrochen. Die Posten des Ordnungsamtes hinderten Fahrzeuge an der Nutzung der Lilienthalstraße, Am Nordpark und Am Hockeypark.
Um 14 Uhr brachten sich die wenigen Schaulustigen am Hockeypark mit ihren Foto-Handys in Position. Einer witzelte: „Die sollen lieber das Finanzamt sprengen.“ Um 14.15 Uhr erklang die Hupe, die eine baldige Sprengung ankündigte. Um 14.17 Uhr ertönte sie zweimal, unmittelbar danach hörte man die Detonation. Eine kleine Staubwolke stieg auf. Doch es war nichts passiert. „In der Regel kommt der Fall nach dem Knall“, sagte der Witzbold dieses Mal. Es passierte auch weiterhin nichts. Um 14.30 Uhr wurden die Straßen für den Verkehr wieder freigegeben, der Mast stand immer noch.
Hans Vander, Abteilungsleiter im Ordnungsamt, traf ein und begutachtete mit dem Sprengmeister den Mast. Im unteren Bereich fehlten 80 Prozent des Betons des hohlen „Spargels“, aber die Stahlseile blieben unversehrt und hielten das Bauwerk weiter aufrecht.
Um 14.45 Uhr wagte sich eine englische Familie mit vier kleinen Töchtern an die Einfahrt zum Turm. „Wir haben das dreifache Hupen nicht gehört, dass die vollzogene Sprengung bedeuten sollte“, erklärte die Frau. „Steht der Turm noch?“ Da sie in unmittelbarer Nähe des Mastes wohnten, sollten sie während der Sprengung Türen und Fenster geschlossen halten. „Ja, er steht noch“, antworte Hans Vander mit Sorgenfalten auf der Stirn. „Aber wir werden es erneut versuchen.“ Der Mitarbeiter des Ordnungsamtes zeigte sich besorgt, dass der Turm bei zu starkem Wind umfallen könnte. „Wir wissen nur noch nicht, wann.“
Der ebenfalls anwesende Mitarbeiter der Bezirksregierung ließ derweil neuen Sprengstoff holen. Zudem kamen Männer vom THW mit Bolzenschneidern, um die Stahlseile zu kappen.
Der Militärwettkampf lief inzwischen weiter. Nur auf den Bereich vor dem Turm wurde verzichtet. „Und wir lassen das Essen herbringen“, sagte Hauptfeldwebel Thomas Schroers als Organisator, „anstatt es im JHQ einzunehmen.“ Damit sollte die verlorene Zeit wieder aufgeholt werden. Als um 18.15 Uhr die zweite Sprengung anstand, musste das Programm des Militärwettkampfs erneut unterbrochen werden. Doch wieder passierte nichts. Der Turm blieb erneut stehen, da die Stahlverkleidung sich als äußerst hartnäckig erwies.
Entsprechend musste der Sprengmeister eine dritte Ladung anbringen. Gegen 20.40 Uhr wurde der Bereich erneut abgesperrt. Außerdem mussten dieses Mal auch Veranstaltungen im Hockeypark sowie im Thaeter im Nordpark unterbrochen werden. Die Schauspieler legten bei der Aufführung der „Lustigen Nibelungen“ eine Pause ein, nachdem Operndirektor Andreas Wendholz den Zuschauern die Situation erklärt hatte.
Ein weiterer Versuch wurde gestartet. Ganz nach dem Motto, dass aller guten Dinge drei sind, fiel der Mast nun tatsächlich um. Und die englische Familie hörte nun endlich das ersehnte dreifache Hupen.