Turmfest: Viel Spaß mit Sprints

Theater, viel Musik, Sport und ein langer Sonntag mit offenen Geschäften.

Mönchengladbach. Wem dieser riesige Schuh passt, ist ein glücklicher Mann: „Er darf Ramona,, die Vampirprinzessin, heiraten“, erzählt Brigitte Sprenger den Turmfest-Besuchern, die von dem Geschehen auf der Bühne in Bann gezogen und auf der Rheydter Stresemannstraße stehen geblieben sind. Unter ihnen wird der zukünftige Ehegatte für die Prinzessin gesucht und auch gefunden. Marc ist der Auserwählte, der sich ganz mutig unter die Hochzeitsgesellschaft und all die blassen blutleeren Gestalten auf die Bühne wagt.

Gut, dass die Großeltern der Braut, die gemeinsam immerhin 2078 Jahre zählen, ebenso wie der Rest der Familie sich nur von Blutwurst und Blutkonserven ernähren. Jetzt trennt Marc nur noch ein Biss seiner Prinzessin davon, nach alter heiliger Vampirtradition unsterblich zu werden.

Dass in dieser Geschichte dann alles doch ganz anders kommt, ist beim Auftritt des Millöckert-Theaters gar nicht so ungewöhnlich: „Unsere Schauspieler sehen ihre Rollen immer wieder neu und reagieren oft nicht so wie geplant“, so Brigitte Sprenger lachend. Die Hephata- Mitarbeiterin ist Erzählerin und Verfasserin des Stücks „Vampirhochzeit“, für das die Mitglieder der Hephata-Theatergruppe seit einem halben Jahr fleißig proben.

Beim Rheydter Turmfest dürfen sie endlich Premiere feiern und gleich vier Mal vor Publikum spielen: „Alle freuen sich schon und sind heute sehr aufgeregt“, sagt Sprenger.

Premiere hat bei der 34. Auflage des Rheydter Turmfestes an diesem Wochenende auch die Verbindung von Stadt-Marketing-Gesellschaft und evangelischer Stiftung Hephata als gemeinsame Veranstalter. Es ist eine gelungene Hochzeit, die dem Fest auf und rund um den Marktplatz neuen Schwung verleiht und trotz der Regenschauer viele Besucher anlockt.

Insgesamt 13 Ensembles machen beim Straßentheaterfestival mit. Die Gruppe Kohorte Wirrwar aus Bremen ist in historischen Kostümen auf dem Marktplatz unterwegs und spielt dort für und mit Publikum: „Hast du mein Schaf Annabelle gesehen. Wenn du es findest, gebe ich dir zehn Silberlinge“, wendet sich eine Schafhirtin an eine Turmfest-Besucherin, die verspricht, beim Suchen zu helfen.

Bei Theo Küppers können Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam ein Bild gestalten: „Es haben schon viele mitgemacht“, so der Hephata-Mitarbeiter. Nach und nach vereinen sich Borussia-Raute, Schloss Rheydt und Gladbacher Münster auf einer Leinwand: „Malen ist etwas, das verbindet und womit sich auch behinderte Menschen ausdrücken können“, sagt Theo Küppers. Gleich neben seinem Stand haben sich potentielle Nachfolger der Klitschko-Brüder beim Boxworkshop eingefunden. Der schlagkräftige Nachwuchs kann selber die Boxhandschuh überstreifen und bekommt Tipps vom Profi: „Zweimal links, einmal rechts schlagen“, so die Traineranweisung.

Die nächste Attraktion ist auf der Veranstaltungsbühne. Vor der Marktkirche verzaubert die Sängerin der Gruppe La Cubana mit südamerikanischen Temperament und vertreibt für ihre Zuhörer gemeinsam mit dem Wind die Wolken am Himmel. Währenddessen hat die „Vampirhochzeit“ endlich ein glückliches Ende gefunden. Prinzessin Ramona darf ihre große Liebe Prinz Harald heiraten — und Marc muss ungebissen bleiben.