Max will ein Jäger sein und versagt
Der Freischütz: Die romantische Oper feierte Premiere – doch das Publikum war wenig begeistert.
Mönchengladbach. Das kann nicht an den sanglichen und darstellerischen Fähigkeiten gelegen haben. Das gesamte Ensemble zeigte tolle Leistungen, die Rollen waren richtig besetzt. Der Chor stimmig und innig, wie man es sich für den Freischütz nur wünschen kann. Vielleicht lag es an der Inszenierung. Die setzte sich in Sachen Bühnenbild und Kostümen konsequent über romantische Klischees hinweg, zeigte die Brüche in der Idylle, Puppenglieder auf Hirschgeweihen aufgespießt, die Wolfsschlucht als Alptraum einer leb- und lieblosen Großstadt. Das lauernde Böse personifiziert und textlich aufgewertet durch einen nahezu allgegenwärtigen Samiel, den gefangenen Engel, der zeigte, welche Macht und welche Möglichkeiten ihm die Gesellschaft bietet.
Regisseur Anthony Pilavichi arbeitete konsequent heraus, was geblieben ist an der Problematik des Liebespaares Max und Agathe. Die drohen zu scheitern, weil eine unsinnige Tradition die ansonsten absolut stimmige Beziehung zerstören könnte. Max soll sein Können als Jäger und möglicher Nachfolger von Agathes Vater, des Erbförsters, bei einem einzigen Probeschuss unter Beweis stellen. Der Erfolgsdruck lastet schon damals, in vermeintlich heiler Welt. Wenn er - dem Druck nicht gewachsen - im Vorfeld versagt, kommt Samiel auf den Plan, der gefallene Engel, ein würdiger Bruder Mephistos. Er steigt auf den Tisch und thront über der Gesellschaft, die ihrer Spottlust freien Lauf lässt. Der Chor und die Statisten stecken in den Kleidern der 30er Jahre, einer Zeit, die ebenfalls einer inhumanen Siegermentalität frönte.
Dass Max in dieser Zwickmühle auch zu verbotenen - schwarzmagischen - Mitteln greift, erscheint verständlich. Wenn dann der Fürst auftritt, der nur allzugern bereit ist, das unmenschliche Urteil auszusprechen, bricht sein Kostüm zwar das Bild, ist aber stimmig. Er trägt diesen typischen anthrazitfarbenen Maßanzug, dunkelrote Krawatte und könnte auch einen Josef Ackermann verkörpern. Und es kommt einem die Assoziation, dass der seinen Pakt mit dem Bösen viel geschickter geschlossen hat als der tumbe Jägerbursche Kaspar, der daran stirbt. boe
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