Bilanz der Gastronomie in Mönchengladbach Viele Tische bleiben unbesetzt

Mönchengladbach · Seit vier Wochen dürfen die Gastronomen in Mönchengladbach ihre Betriebe wieder öffnen. Allerdings wegen der Pandemie nur unter strengen Vorgaben. Wie fällt die Bilanz nach einem Monat aus? Wir haben mit einigen gesprochen.

Leere Tische sind derzeit in vielen Gastronomien zu sehen. An guten Tagen kann Iris Frenzen in ihrem Restaurant lediglich ein Drittel davon besetzen. Das war früher, vor dem Ausbruch des neuartigen Virus, ganz anders.

Foto: Daniel Brickwedde

Murat Kan braucht für seine derzeitige Lage nur ein Wort: „Schlecht.“ Er leitet das Cafe Efesus an der Hauptstraße in Rheydt. Es ist 18 Uhr, das Abendgeschäft hat begonnen. Das Restaurant ist beliebt, in normalen Zeiten wäre hier fast jeder Tisch besetzt. Jetzt sitzen nur an einem der aktuell 13 Tische Gäste. „Die Kunden kommen nicht“, sagt Kan. Am Vatertag waren lediglich zwei Tische besetzt. Er glaubt, die Leute seien noch zu ängstlich. Den Service leitet aktuell sein Sohn, die Schwiegermutter steht in der Küche. Aushilfskräfte benötigt er nicht. „Was sollen die auch machen?“, fragt er mit Blick in sein fast leeres Restaurant. So wie Kan geht derzeit vielen Gastronomen in Mönchengladbach.

Seit vier Wochen darf die Branche in Nordrhein-Westfalen wieder Gäste empfangen. Allerdings nur unter strengen Vorgaben der Corona-Schutzverordnung. Bereits zum Start gab es einige Bedenken unter den Betreibern, ob sich eine Wiedereröffnung unter diesen Vorgaben überhaupt lohnt.

Angst vor Ansteckung
lähmt Geschäft weiterhin

Für Dirk Lieutenant, Inhaber des Restaurants Sonderbar an der Rheydter Straße, bedeutet der aktuelle Geschäftsbetrieb mehr Verlust, als wenn er weiterhin geschlossen hätte – schließlich fallen nun unter anderem Mehrkosten für Lebensmittel an. „Es ist eine Katastrophe“, sagt er. „Zunächst hatte ich Sorge wegen den Einschränkungen, aber selbst die wenigen Tische werden nicht belegt.“ An diesem Abend hat er zwei Tischreservierungen. Normalerweise würde er um diese Zeit Spargel anbieten, aber das lohne sich einfach nicht. „Die Leute rufen zwar an und freuen sich, dass wir wieder aufhaben. Die Angst zu kommen ist teilweise aber noch groß“, sagt Lieutenant.

Hinzu kamen die Ereignisse im niedersächsischen Landkreis Leer. Dort geschah, wovor sich jeder Gastronom fürchtet: In einem Restaurant infizierten sich Mitte Mai 38 Menschen mit dem Coronavirus, mehr als 200 mussten in Quarantäne. Das Restaurant hatte die Vorschriften nicht eingehalten – wobei es sich um eine Veranstaltung und nicht um normalen Geschäftsbetrieb gehandelt hatte. „Das kam bei den Leuten aber nicht an“, sagt Iris Frenzen, Inhaberin des Frenzen an der Waldhausener Straße. Die Folgen aus Leer spürten die Gastronomen bis nach Mönchengladbach. „Ich hatte umgehend drei Absagen“, sagt Lieutenant. Das habe die Leute noch mehr verunsichert.

Außenbereiche werden
gerade jetzt gerne genutzt

Im Restaurant Frenzen läuft das Geschäft ebenfalls verhalten. An guten Tagen sei das Restaurant zu einem Drittel besetzt, sagt Iris Frenzen. „Die Leute sind zurückhaltend, teilweise ängstlich. Man sieht regelrecht die große Erleichterung, wenn sie endlich am Platz sind und ihre Maske ablegen dürfen.“ Immerhin verfügt ihr Restaurant über einen Außenbereich, den die Gäste größtenteils auch bevorzugen. Dieser Tage offenbar ein enormer Vorteil.

Im Restaurant Purino am Schloss Rheydt ist in den Abendstunden auf der Terrasse kaum noch ein freier Platz zu finden. Auch der Ratskeller am Marktplatz in Rheydt profitiert davon. „Ohne die Terrasse wäre der Umsatz eine Katastrophe. Die Leute fühlen sich draußen an der Luft deutlich wohler“, sagt Wirt Harald Gerstung. Das gute Wetter habe zuletzt für einen Aufschwung gesorgt. „Da waren sehr gute Tage dabei – auch bedingt durch den Wochenmarkt am Mittwoch und Samstag“, sagt Gerstung. Die Reservierungen seien aber weiterhin unter Normalmaß, die Schwankungen noch zu groß. Die Stammgäste kämen aber langsam zurück.

Vorsichtig optimistisch zeigt sich auch Jorge Varalonga. In seinem argentinischen Steakhaus La Pampa herrscht um 20 Uhr fast so etwas wie Hochbetrieb. Kellner eilen in die Küche und wieder hinaus, im Innenbereich vermischen sich Tischgespräche, Besteckeinsatz und Thekenbetrieb zu einer fast vergessenen Gastro-Geräuschkulisse. „Die ersten zwei Wochen waren ruhig, langsam geht es aber bergauf. Nur im Wochenendgeschäft merken wir die Krise noch. Wir machen aber derzeit 50 bis 60 Prozent Umsatz“, sagt Varalonga. In aktuellen Zeiten sei das vergleichsweise gut, fügt er an.

Denn wirtschaftlich lohnt sich die Wiedereröffnung bislang für keinen der Betreiber. „Was mich aktuell über Wasser hält, sind die Bestellungen außer Haus“, sagt Kan vom Efesus. Auch Gerstung hält die Situation im Ratskeller noch für grenzwertig. „Aber vielleicht braucht es nur etwas mehr Anlaufzeit“, hofft er.