Diakon und Kinderarzt Der neue Diakon will die Kirche zu den Menschen bringen

Odenkirchen · Der Odenkirchener Daniel Ohlig ist für die Pfarrei St. Laurentius als Seelsorger und Organisator im Einsatz.

Der Kinderarzt Daniel Ohlig ist vor vier Wochen zum Diakon geweiht worden. Er bereitet sich auf den Weihnachtsgottesdienst vor.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

. An mindestens sechs Stunden in der Woche ist er als Seelsorger und Organisator im Einsatz. Dafür erhält er vom Bistum Aachen 220 Euro Aufwandsentschädigung. „Ich erlebe gerade vieles zum ersten Mal. Heute zum Beispiel gestalte ich um 14 Uhr allein den Weihnachtsgottesdienst im Altenheim Wickrath. Die Kapelle dort ist groß genug für die 150 Bewohner, die kommen werden.“ Daniel Ohlig ist in Odenkirchen aufgewachsen. In der Gemeindearbeit engagierte er sich schon als Kind; der Großvater war Küster der Pfarrei St. Laurentius. Doch irgendwann ging Ohlig andere Wege und verlor den Bezug zu seinem Glauben. „Mein Weg in den Diakonat war eher holprig. Ich bin katholisch sozialisiert worden, und natürlich ist mir auch beruflich ein christlich geprägtes soziales Engagement kein Fremdbegriff. Trotzdem war aber der Glaube ab einem Alter von Mitte 20 bei mir in den Hintergrund getreten, wenn er nicht längst eingeschlafen war.“

Eher zufällig kam es dann vor sechs Jahren zu einem beruflichen Zusammentreffen mit einem Ständigen Diakon; das Gespräch mit ihm weckte Ohligs Interesse: „Damals kam erstmals die Idee auf, der Ständige Diakonat könne auch mein Weg werden.“ Ostern 2016 traf sich Ohlig mit seinem Pfarrer von St. Laurentius. „Er fragte mich, ob ich mir vorstellen könne, den Diakonat zu bekleiden.“ Das war für Ohlig die Initialzündung.

Vier Jahre bereitete
sich Ohlig auf den Dienst vor

Der Pfarrer sah Ohligs Alter als Hürde an: Ohlig war zu dem Zeitpunkt beinahe 49 Jahre alt; der Beginn der Ausbildung zum Diakon muss vor dem 50. Lebensjahr erfolgen. Ohlig musste sich also rasch entscheiden. Und dies tat er. Vier Jahre lang bereitete er sich auf seinen zukünftigen Dienst vor. In dieser Zeit erhielt er eine fundierte theologische und spirituelle Ausbildung; zu den Bereichen zählen Kirchenrecht, Philosophie, Latein, Pastoralpsychologie, Religionspädagogik und noch mehr. „Zunächst dachte ich, dass ich kein vierjähriges Studium nötig hätte. Nach einem halben Jahr wusste ich, dass diese Annahme falsch war.“

Diakone taufen, trauen und beerdigen, sie assistieren dem Priester in der Eucharistiefeier und leiten andere Gottesdienstformen. In erster Linie sollen Diakone aber in den Gemeinden caritativ wirken und Menschen in unterschiedlichen Notlagen zur Seite stehen. „Genau auf diese Unterstützung in der caritativen Tätigkeit freue ich mich am meisten“, sagt Ohlig. Er will den Bereich breiter aufstellen, Menschen stärker begleiten, die finanziell weniger bemittelt sind. „Wir haben zu wenig Kontakt zu diesen Menschen. Wir müssen weg von der Komm-her-Kirche und hin zu einer Geh-hin-Kirche kommen.“

Ohlig sieht viele Parallelen zwischen seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Arzt und dem Diakonat. „Tatsächlich geht es in meiner Abschlussarbeit um Medizinische und Theologische Ethik. Es gibt sehr viele Parallelen – man ist in beiden Feldern nah am Menschen, unterliegt der Schweigepflicht, und man hört von den Menschen Dinge, die sie sonst so nicht erzählen würden.“

In seiner heutigen Predigt im Wickrather Altenheim wird Ohlig fragen: Warum gab es in der Herberge von Bethlehem keinen Platz für Maria und Josef? Weil sie kein Geld hatten? Weil sie fremd waren? Oder weil man in der offenen Herberge keine Gebärende und ein schreiendes Kind wollte? „Kinder sind heute oftmals nicht sehr willkommen. Aber sie gehören dazu! In der Heiligen Nacht ist uns ein Kind geboren. Kinder sind die einzige Zukunft, die wir haben. Und dieses Kind ist die Hoffnung auf die Zukunft, die wir nach unserer Zeit auf dieser Erde haben.“