Ex-Borusse in Mönchengladbach „Ich war ein glücklicher Junge“
Nordpark. · Ex-Borussia-Profi Ewald Lienen hat im Strandhaus sein neues Buch vorgestellt.
„Mönchengladbach ist jetzt meine erste Heimat geworden“, erwähnt der Ex-Fußballprofi und Trainer Ewald Lienen bei der Lesung aus seinem neuen Buch „Ich war schon immer ein Rebell.“ Gleich neben dem Borussia-Stadion, in dem er früher spielte, fand die Veranstaltung im Strandhaus des Sparkassenparks statt. Dort begrüßte er etwa 300 Fußballbegeisterte und Freunde. „Ich bin überwältigt, wer alles gekommen ist“, sagte er.
Maik Nöcker aus Hamburg – bekannt aus der „Sky“-Sportberichterstattung und dem Podcast „Fußball MML“ – moderierte das Gespräch. Zusammen bildeten sie ein gutes Team, das den Abend mit Anekdoten und kleinen Geschichten aus dem Leben des Ex-Fußballers und Trainers kurzweilig und unterhaltsam gestaltete. Wäre Ewald Lienen kein Fußballer geworden, hätte er als Entertainer sicher Erfolg gehabt. Ohne Honorare und zugunsten der Kulturküche Mönchengladbach, welche auch die Vinyl Garage in der Altstadt betreut, ist der Abend konzipiert. Ein schönes Engagement für Mönchengladbach.
Um die Veranstaltung nicht zu textlastig werden zu lassen, rundete Helmut Krummiya den Abend mit seiner Gitarre musikalisch ab. Mit Inga Rumpf und BAP stand er bereits auf der Bühne.
Und Lienens neues Buch? Das ist wie eine Zeitreise aufgebaut. Es gibt Einblicke in seine Kindheit, in der er in einem kleinen Ort bei Bielefeld aufgewachsen ist. „Es gibt viele Sportmoderatoren und hochintelligente Leute, die aus Ostwestfalen kommen“, begegnet er scherzend dem Klischee dieses Landstriches.
„Brutalität und Respektlosigkeit“ bei Arminia Bielefeld
Rund acht Monate nach seiner Geburt habe es das Wunder von Bern gegeben und damit der Fußball seinen Siegeszug begonnen. „Ich war ein glücklicher Junge und hatte allen Grund dazu“, seine Erzählungen klingen wie ein Ort der Fußballromantik. „Ja, es war eine andere Zeit. Wir haben noch auf der Straße Fußball gespielt. Wenn man etwas erleben wollte, mußte man es selbst tun.“ Der Fußball sei für ihn eine Familie gewesen. Zunächst sei es ihm abwegig und unmoralisch erschienen, damit Geld zu verdienen.
Die Welt, die er als Profifußballer – zunächst bei Arminia Bielefeld – kennenlernte, war etwas anderes. „Die Brutalität und Respektlosigkeit den Menschen gegenüber hat mich abgestoßen. Die Welt dort bestand aus Autos, Frauen und Fußball.“ Sein Wechsel 1977 zu Borussia sei ihm fast wie ein Kulturschock vorgekommen. In den ersten Jahren dort lernte er seine Frau Rosa kennen und mit ihr Menschen, die sich sozial und politisch engagieren. „Ich bin in eine andere Welt gekommen und habe gesehen, man kann etwas tun, dass sich die Welt verändert.“ Trotzdem ist es als Fußballer und Trainer das Ziel, Spiele zu gewinnen. Rückblickend umreißt er seine früheren Weggefährten wie beispielsweise Berti Vogts mit deutlichen Linien und scheut keine klaren Urteile.
Ein humorvoller wie gesellschaftskritischer Blick zurück macht das Buch von Lienen aus. „Jetzt versuche ich mit dem Buch und meinem Engagement für St. Pauli das zu korrigieren, was ich jahrzehnte lang falsch gemacht habe“, sagt er scherzhaft. Weiter engagiert er sich für den Umweltschutz und für soziale Projekte.