Verkehrsprojekt in Mönchengladbach Halbzeit beim Umbau des Busbahnhofs

Mönchengladbach · Die eine Hälfte des ZOB ist fertig und in Betrieb gegangen, bei der anderen erfolgte gerade der Abriss, nun wird umgebaut. Was den Zeitplan und die Kosten des Großprojekts angeht, gibt es überraschende Nachrichten.

Mit einer Kamera wird der Baufortschritt von oben dokumentiert: Hier eine Aufnahme vom 15. März. Sie zeigt deutlich die umgebaute Hälfte in der Mitte, rechts den letzten Teil des alten ZOB, der gerade abgerissen worden ist und nun umgebaut wird. Links vor Haus Westland ist die städtische Fläche, auf der der Schutt vom Abriss zwischengelagert wird. Die Häuser im Hintergrund sind aus Datenschutzgründen gepixelt.

Foto: NEW

Dieses Schauspiel hat vermutlich die meisten Zuschauer in der Stadt, liegt es doch an einer der best frequentierten Stellen: Seit eineinhalb Jahren wird der Zentrale Omnibusbahnhof (ZOB) auf dem Europaplatz umgebaut. Wer regelmäßig aus dem Hauptbahnhof kommt, hineingeht oder an einer der Bushaltestellen wartet, kann dem Fortschritt auf dieser Großbaustelle zusehen.

Die etwa 13.000 Quadratmeter große Fläche zwischen dem Gladbacher Hauptbahnhof und dem Haus Westland wird komplett neu gestaltet. Zumindest dieser Teil des Bahnhofsvorplatzes soll dann attraktiver sein als zuvor. Bei dem als „Schrottimmobilie“ geltenden Haus Westland hingegen ist auch nach vielen Jahren des Leerstands, trotz ambitionierter Neubaupläne („19 Häuser“) und wechselnder Investoren noch immer nichts in Bewegung gekommen. Was auf der städtischen Fläche zwischen dem Gebäude und der ZOB-Baustelle geschieht, ist ebenfalls noch offen.

Anders ist das auf der ZOB-Baustelle der „NEW mobil und aktiv“, die für den Busverkehr in Mönchengladbach zuständig ist. Wochenweise, manchmal sogar im Tagesrhythmus, sind Veränderungen zu sehen. Das Projekt ist ungefähr in der Halbzeit angekommen, was auf dem Bild der Kamera, die aus luftiger Höhe die Geschehnisse dokumentiert, gut zu erkennen ist:

Die eine Hälfte des neuen ZOB, jene zu Haus Westland und der städtischen Fläche gelegene, ist seit einigen Wochen in Betrieb. Auf der breiten hellen Fahrbahn, durch deren Mitte sich eine Entwässerungsrinne zieht, sind in beide Richtungen die Busse unterwegs. Wo jetzt die Fahrbahn aus Beton ist, verlief vorher der Hauptkanal, der verlegt worden ist. Die Busse halten je Richtung an fünf Steigen, die nicht mehr parallel, sondern leicht diagonal angeordnet sind. Diese sogenannte Sägezahnaufstellung ermöglicht mehr Bushaltestellen auf demselben Raum. Die leichte An- und Abfahrt bleibt gesichert.

26 Haltestellen sind insgesamt geplant, alle barrierefrei: Zehn sind im ersten Bauabschnitt entstanden und in Betrieb, zehn werden im zweiten Teil errichtet, sechs weitere liegen an der unteren Hindenburgstraße. Dort ist künftig die „Blockabfahrt“ zu den Stoßzeiten morgens und nachmittags vorgesehen. Das Zentrum des neuen ZOB wird die Haltestelleninsel in der Mitte bilden. Die wird nun im zweiten Bauabschnitt komplettiert, wie Projektleiter Raimond Reckers erklärt. Gerade sind die Bahnsteige eins bis vier direkt vor dem Hauptbahnhof samt Überdachung abgerissen worden. Bis Sommer soll die zweite Hälfte der Mittelinsel fertiggestellt sein.

Damit verbunden ist auch die Umgestaltung des Bahnhofvorplatzes, wo unter anderem ein Wasserspiel mit Fontäne geplant ist. Auch dafür ist technisch bereits alles im Untergrund vorbereitet. Grüner soll der neue ZOB ebenfalls werden. „Es wird eine große Anzahl von Bäumen gepflanzt“, sagt Reckers. Auf der Mittelinsel sogar mit einem besonderen Clou: „Da wachsen sie aus dem Dach heraus.“ Begrünte Dächer haben auch die Wartehäuschen, von denen einige bereits aufgestellt sind. Produziert wurden sie in der Region, von der Firma Bik Tec aus Erkelenz.

Die größte Besonderheit dieser Baumaßnahme sind jedoch der Zeitplan und die Kosten: Das Projekt wird nämlich in dem ursprünglich geplanten Zeitraum fertiggestellt, wie Holger Solenski, Referent der Geschäftsführung, betont. Und bei den kalkulierten Kosten „werden wir deutlich darunter liegen“, sagt er. Angesetzt waren zum Baustart rund 20,6 Millionen Euro. Zwar könne man nie ausschließen, dass sich noch kostenintensive Unwägbarkeiten ergeben, beispielsweise mögliche Nachträge der Baufirmen oder Unvorhergesehenes, so Solenski. „Aber nach jetzigem Stand werden wir zehn bis 20 Prozent unter der Planung liegen“. Das Einhalten des Zeitplans und das Unterschreiten von Kosten sind bei Bauarbeiten dieser Größenordnung selten.

Im Herbst beginnt der Hochbau, in etwa einem Jahr soll der größte Teil fertig und der neue ZOB voll in Betrieb sein.