Test von Internetplattform mundraub.org Website listet Orte zum Obstpflücken auf
Mönchengladbach. · Mundraub.org erhält seine Informationen von registrierten Nutzern. Ein Test in der Stadt liefert gemischte Ergebnisse.
Nach einer Obstplantage sieht der Baumbestand an der Ecke Hohenzollernstraße/Kaldenkirchener Straße nicht aus. Dennoch: Auf der Mönchengladbach-Karte auf der Website „Mundraub“ ist dort ein Apfelbaum angegeben. Und in der Tat: Auf der öffentlichen Grünfläche steht ein Baum, an dessen Zweigen einige grüne Äpfel hängen. In diesem Fall ist das Konzept der Internetplattform aufgegangen: Wer Äpfel kostenfrei ernten will, könnte hier zugreifen. Das „Ideal eines selbstverständlichen, fruchtigen Grundauskommens für jedermann inspiriert dazu, die Idee der Gemeingüter auch in andere Lebensbereiche einzuführen und damit eine Gesundung der Menschheit herbeizuführen“, sagen die Betreiber der Plattform. Stichproben in Mönchengladbach ergeben jedoch: Für die Gesundung der ganzen Menschheit scheint die Sache noch nicht ganz auszureichen.
Was wohl auch daran liegt, dass die Idee noch relativ jung ist. Im September 2009 waren Kai Gildhorn und Katharina Frosch auf der Unstrut in Sachsen-Anhalt unterwegs und überrascht über die Fülle von Früchten, die auf ihrer Tour zum Greifen nahe war. Das in Plastik eingepackte Proviant-Obst aus dem Supermarkt erwies sich als völlig überflüssig. So wird die Initialzündung jedenfalls auf der „Mundraub“-Website kolportiert. Die listet inzwischen nach eigenen Angaben mehr als 53 000 Orte, an denen frei pflückbares Obst, Nüsse, Kräuter oder Beeren gedeihen. Für Mönchengladbach gibt es mehr als 60 Einträge.
Die Website-Macher mahnen
zur Vorsicht vor dem Verzehr
„Fundorte“ eintragen können Nutzer, sofern sie sich registrieren. Wer eine Stelle vermerken will, wird aufgefordert, gewissenhaft zu sein. „Wir übernehmen keine Haftung oder Garantie für die Essbarkeit der dargestellten Früchte. Vergewissere dich deshalb vor Ort noch einmal“, heißt es auf der Seite. Ein brauchbarer Hinweis – vor allem für Menschen, die sich nicht mit allen Baumarten und mit dem, was da so an Sträuchern wächst, auskennen. Das zeigte sich jedenfalls bei Stichproben unserer Redaktion.
Die Blutbuche (hier fallen Eckern ab) im Hans-Jonas-Park gegenüber dem Jugendzentrum Step ist unübersehbar und daher leicht gefunden. Vertrocknete Eckern liegen auf dem Boden, an den Ästen hängen hier und da noch ein paar leere Schalen. Doch Apfelbäume, die auf der Karte wenige Meter weiter vermerkt sind, suchten die Tester vergebens. Ein Kirschbaum an der Eickener Straße gleich neben St. Marien war hingegen leicht auszumachen. Wenig appetitlich dagegen der Anblick angeblicher Holunderbüsche an der Steinmetzstraße. Selbst wenn da tatsächlich zur rechten Jahreszeit Holunder sprießt, lassen Hundehaufen und Müll im Gebüsch arge Zweifel aufkommen, ob man diese Beeren wirklich zu sich nehmen will.
Als unauffindbar erwiesen sich auch die Brombeersträucher an der Breite Straße. Entlang einer hohen Mauer am Rande eines Parkplatzes sprießt zwar viel Grün. Brombeeren waren jedoch nicht zu entdecken. Dafür aber Sträucher mit anderen Beeren. Welcher Art? Die Tester hatten keine Ahnung, und beschlossen daher: Lieber nicht essen.
Vor dem Pflücken sind immer die Eigentumsverhältnisse zu klären
Abgesehen davon, dass ein vernünftiger Mensch nichts verzehren sollte, was er nicht kennt: Mundraub.org gibt andere wichtige Verhaltensregeln. „Stelle vor dem Eintragen bzw. Ernten sicher, dass keine Eigentumsrechte verletzt werden. Erkundige Dich im Zweifelsfall bei den zuständigen Behörden, ob die Obstbäume auf öffentlichem Grund stehen!“ Sehr am Herzen liegt den „Mundräubern“, dass Pflücker schonend mit Pflanzen umgehen und nicht in großem Stil oder gewerbsmäßig ernten. Dafür sei eine Genehmigung nötig. Auf der Website gibt es Ausführungen zur Frage, wann Pflücken erlaubt und wann es Diebstahl ist.
Die in Mönchengladbach fürs öffentliche Grün zuständige Mags hat grundsätzlich nichts gegen Pflücker – unter gewissen Bedingungen. „Findet man einen Baum auf öffentlicher Fläche, können die Früchte gerne geerntet werden. Unter der Voraussetzung, dass der Baum oder Strauch nicht geschädigt wird. Äste absägen, um leichter an Früchte zu kommen, ist keine Option“, sagt Mags-Sprecherin Anne Peters-Dresen. Und: „Man sollte zur eigenen Sicherheit nicht in Bäume hinein klettern. Das Pflücken geschieht immer auf eigene Gefahr.“
Einfach sollte das Ganze auf drei städtischen Streuobstwiesen sein, die allesamt frei zugängliche Bäume haben. Das sind nach Angaben der Stadt die Wiesen am Paland Weg (Nähe Haus Horst), an der Helmut-Grashoff-Straße (Nordpark, Nähe Denkmalbereich) und am Abenteuerspielplatz Bonnenbroich. Darüber hinaus gibt es noch gut ein Dutzend weiterer Streuobstwiesen. Doch die sind an Landwirte verpachtet und daher für Pflücker tabu. Denn „agrarisch kultiviertes Obst oder Gemüse zu ernten“, sei verboten, steht bei Mundraub.org zu lesen.