Risiko durch Laufzeitverlängerung Atomkraftwerke: Gefahr für die Stadt?
Mönchengladbach · Die geplante Laufzeitverlängerung erhöhe das Risiko eines Unfalls mit weitreichenden Folgen für die Gladbacher.
(cwe) Die beiden belgischen Kernkraftwerke Tihange und Doel stehen nur wenige Hundert Kilometer von Mönchengladbach entfernt. Beide Meiler sind Jahrzehnte alt, immer wieder kommt es zu Störfällen und technischen Problemen. Die belgische Regierung will die Reaktoren Tihange 3 und Doel 4 trotzdem bis 2035 weiter laufen lassen, um die Energiesicherheit im Land zu gewährleisten. Ursprünglich sollten alle belgischen Meiler bis 2025 vom Netz gehen, doch wegen des Ukraine-Kriegs und seinen Folgen wurde das Vorhaben auf Eis gelegt.
Die anstehende Laufzeitverlängerung sei eine schwere Bürde für die Stadt und die gesamte Region, betont Umweltdezernent Gregor Bonin in einer Mitteilung der Stadt. Mit dem fortschreitenden Alter der Anlagen steige das Risiko eines Reaktorunfalls, der für die Mönchengladbacher weitreichende Konsequenzen haben könnte.
Aus Sicht des Fachbereichs Umwelt ist das wahrscheinlichste Störfallszenario die Flächenkontamination durch einen sogenannten Fallout, also den Niederschlag radioaktiven Staubs im Stadtgebiet. „Die Kulturlandschaft, jeder Kleingarten, jede Spielfläche wäre aufgrund der Belastung von Boden, Grundwasser und Wasser nicht mehr nutzbar“, heißt es in einer Berichtsvorlage der Stadt, der der Ausschuss für Umwelt und Mobilität zustimmte. Die Verwaltung betrachte die Verlängerung der Laufzeit der beiden belgischen Reaktoren deswegen als Gefahr für die dauerhafte Sicherung der Lebensgrundlagen in Mönchengladbach.
Grund für die Stellungnahme, die der Fachbereich Umwelt gemeinsam mit Mitarbeitern der Feuerwehr, des Gesundheitsamts und des Ordnungsamts erarbeitet hat, ist die aktuell laufende Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) des belgischen Energieministeriums. Kreise und kreisfreie Städte in NRW wurden vor diesem Hintergrund von den Bezirksregierungen gebeten, ihre Bedenken gegen eine Laufzeitverlängerung der Atommeiler zu äußern.
Die Mönchengladbacher Verwaltung kritisiert an der belgischen UVP dabei unter anderem, dass ein sogenannter „Super-GAU“ nicht Teil der betrachteten Unfallszenarien sei. In diesem konkreten Fall können die Folgen einer Störung nicht mehr unter Kontrolle gebracht werden – so wie es 1986 beim Atomkraftwerk in Tschernobyl der Fall war. Die Stadt fordert deswegen eine erneute Simulation unter näher definierten, verschärften Bedingungen, um auch deren Folgen für das Stadtgebiet abschätzen zu können.
Die Verwaltung weist zudem darauf hin, dass auch einzelne Bürger bis zum 20. Mai die Möglichkeit haben, Stellung zu dem Thema zu beziehen. Nähere Informationen dazu gibt es online unter: