Mülforter vor Abriss
Stadt will wegen Gefahr jetzt handeln.
Mönchengladbach. Der einsturzgefährdete Industriekomplex der Mülforter Zeugdruckerei (Odenkirchen) soll zum Großteil bzw. in Gänze abgerissen werden.
Nachdem Mauerteile einer Halle auf die Duvenstraße gefallen waren, Passanten wie Autofahrer gefährdeten, sieht sich die Stadt wohl zum Handeln gezwungen. Details werden möglicherweise heute bekannt, gestern mochten sich Politiker nicht äußern.
Die Riesen-Ruine hat eher durch eine Serie von fast 30 Bränden auf sich aufmerksam gemacht. Längst hat die Politik ein Auge auf die gut angebundene Industrie-Brache mit mehr als 60 000 Quadratmetern Fläche geworfen.
Doch die Besitzverhältnisse scheinen nach wie vor undurchsichtig zu sein. Die Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG hat festgestellt, dass die Volksbank Kamen-Werne gegenüber den Eigentümern der Mülforter knapp 2,8 Millionen Euro Forderungen geltend macht. Die Stadt sitzt auf 753 000 Euro Forderungen.
Nur: Die Mülforter Immobilien-Verwaltungs GmbH & Co. KG, der letzte Eigentümer vor der Insolvenz, gilt offiziellen Angaben zufolge als aufgelöst und mittellos, handlungsfähig sei sie aber durch die Gemeinschaft der letzten fünf Kommandidisten. Ein weiteres Problem sind nicht näher definierte Altlasten.
Möglich ist mittlerweile ein „freihändiger Erwerb“ der Mülforter. Das hängt von einer Abfindungs- und Verzichtserklärung zwischen Müforter Immo-Gesellschaft, Gläubigerbank und Stadt ab. Setzt man hierbei eine Mindestquote von 29 Prozent der Volksbank- bzw. Stadt-Forderung voraus, kommt die EWMG auf einen Kaufpreis von über einer Million Euro.
In dieser Rechnung nicht enthalten sind Abbruchkosten von etwa 2,3 Millionen Euro, auch nicht die Altlasten-Sanierung.
Die Bücker-Brüder der Baufirma Jessen werben jetzt wieder vehement bei OB Norbert Bude (SPD): Sie wollen bei der Mülforter einen Hit-Verbrauchermarkt und möglicherweise auch großflächig einen Poco-Möbeldiscounter etablieren. Die Politik will das nicht, dringt auf Betriebe „mit guten Jobs“. ba.-