Museum Abteiberg: Kunst gegen Konventionen
Das Museum Abteiberg zeigt bis Oktober Werke der Malerin Eveline Axell.
Mönchengladbach. Lasziv liegt die Frau auf dem Rücken, gebettet auf ihre rot wallende Mähne. Die Art, wie die Malerin, Eveline Axell, die Farben flächig, stark abgegrenzt und kontrastreich auf die Leinwand setzt, erlaubt eine sofortige Zuordnung zur Pop Art Kunst der 60er und 70er Jahre. Ihr ist die Ausstellung „Axéllération“ gewidmet, die am Sonntag im Museum Abteiberg eröffnet wurde und noch bis zum 3. Oktober zu sehen ist.
Tatsächlich entstanden ihre Bilder in den Jahren 1964 bis 1972, bis sie, 37-jährig, bei einem Autounfall starb. Pop Art verwendet die Bildsprache der Werbung. Die Frau auf dem kleinformatigen Bild könnte für irgendetwas Reklame machen, wäre da nicht ein kleiner lüsterner Spalt zwischen ihren Beinen zu sehen, der für Reklame doch einen Schritt zu weit ginge.
„Malerin in Extase“ heißt der Titel des Bildes, die Frau hält einen Pinsel in der Hand. Ein anderes, ähnliches Bild, ohne Pinsel heißt „Die kleine Quelle.“ „Eveline Axell spielt in der Betitelung ihrer Bilder gern mit Worten“, sagt Susanne Titz, Leiterin des Museums. Axell startete ihre Karriere als Schauspielerin und Fernsehansagerin, gehörte zur belgischen Prominenz, war mit dem Filmemacher Jean Antoine verheiratet und bekam unter anderem Privatunterricht im Atelier von René Magritte.
„Sie machte den Schritt heraus aus der Rolle, in der sie inszeniert wurde und inszenierte sich selbst“, deutet Titz Axells Werdegang. So sind Frauenbeine, die sich über einem Schaltknüppel kreuzen oder Autoschlüssel über dem nackten Schenkel einer Frau auf ihren Bildern zu sehen. „Axell spielte viel mit der Bildwelt der Autos — diesem männlichen Aushängeschild“, erklärt Titz.
Beeindruckend ist ihr Selbstportrait als Akt, ein herrliches Weib, das fest mit beiden Beinen im Leben steht, Haare symbolisieren ihre Lebenskraft, die Brille ihren Intellekt.
Diese Frau ist nicht Objekt der Männer, sie hält Pinsel und Farbtopf in ihren Händen, entscheidet sich selbst bewusst dafür, sich zum Subjekt ihrer Kunst zu machen. „Axell stellte sich gegen gesellschaftliche Konvention und forderte weibliche Libertinage ein“, sagt Titz. Ausgehend von ihrem Körper und ihren Wünschen demonstrieren Axells Bilder Befreiung.