Nachbar schikaniert Frau: Anwohner zeigen Solidarität

Altstadt-Schützen, Anwohner und GEM säubern den Garten einer gehbehinderten alten Dame. Ein Nachbar soll ihn zugemüllt haben.

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An der Gasthausstraße ist die Welt seit einiger Zeit nicht mehr ganz in Ordnung. Ein Anwohner, erzählt man sich dort übereinstimmend, schikaniere seine betagte, alleinstehende und gehbehinderte Nachbarin regelrecht, indem er beispielsweise regelmäßig Müll in ihren Garten schmeiße. Auch mit der Lautstärke der Musik übertreibe es der Mann gerne und stark, auch andere Nachbarn seien schon angepöbelt worden. „Letztens bin ich von ihm sogar mit Steinen beworfen worden“, berichtet beispielsweise Anwohner Norbert Kamps.

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Anwohner Norbert Kamps über den Nachbarn, der die alte Frau drangsaliert haben soll

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Doch anstatt sich in einem Lamento nach „Früher-war-alles-besser“-Manier zu ergehen, hat die Nachbarschaft beschlossen, die Dinge positiv anzupacken. Als Josef Vitz, langjähriger Bezirksbeamter für die Altstadt und jetziger „Kümmerer“, von den Problemen hörte, versprach er: „Ich lasse mir was einfallen“. Und das tat er: Er setzte die Altstadt-Schützen von der St.-Vitus-Laurentius-Bruderschaft auf den Fall an, bei denen er passives Mitglied ist. „Eine Bruderschaft wird schließlich auch durch sozialen Einsatz geprägt“, sagt Vitz — und rannte mit seiner Idee offene Türen ein.

„Als wir gesehen haben, wie vermüllt das Grundstück von der armen Frau war, haben wir sofort gesagt: Da packen wir an“, sagt Vorstandsmitglied Klaus Cörstges. Gesagt, getan: Mit vier Bruderschaftlern machte man sich am Samstag vor zwei Wochen auf den Weg — doch man blieb nicht lange alleine. „Zehn Nachbarn haben sich spontan bereiterklärt, beim Aufräumen mitzuhelfen“, sagt Vizepräsident Willi Kempers. Der herrausgetragene Unrat breitete sich am Ende über zwei Hausfronten aus — der Abtransport erfolgte, ebenfalls auf dem kleinen Dienstweg, durch die GEM.

„Das ist gelebte Nachbarschaft und soziales Engagement“, freut sich auch Ex-Altstadt-Sheriff Vitz. Denn am Ende wurde sogar noch ein kleines Nachbarschaftsfest aus der Aktion — man saß gemütlich zusammen am Grill. „Wie in alten Zeiten“, sagt Vitz. „Und für uns, weil wir mit unserer Bruderschaft ja relativ bei Null anfangen müssen, eine super Gelegenheit, die Nachbarschaft kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen“, fügt Kempers bei.

Doch so gewinnbringend die ganze Geschichte auch gewesen sein mag — noch schöner wäre es doch eigentlich, wenn es zu solchen Aufräumaktionen gar nicht erst kommen müsste und an der Gasthausstraße Ruhe einkehren würde. Bisher haben das weder Anzeigen noch im Garten der betroffenen alten Dame installierte Kameras vermocht — vielleicht schafft es ja der neue Zusammenhalt in der Nachbarschaft?