Nachmittags hört die Inklusion auf

In vielen offenen Ganztagsschulen in Gladbach fehlt es an Integrationshelfern für behinderte Kinder.

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Mönchengladbach. Seit dem 1. August haben Kinder mit Behinderung einen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer Regelschule. Der Paritätische Wohlfahrtsverband weist nun auf eine Lücke in der Gesetzgebung hin und wirft der Politik vor, sie habe den Offenen Ganztag (OGS) vergessen. „Auch Kinder mit Handicap haben ein Recht auf einen Platz in OGS und vor allem auf eine optimale Betreuung“, sagt Inga Kleemeyer, von PariSozial, einer Tochtergesellschaft des Wohlfahrtsverbandes.

Denn während die Begleitung eines Kindes im Unterricht durch einen Integrationshelfer gesichert werde, so sei sie es in der Nachmittagsbetreuung und in Ferienzeiten nicht. Der Verband fordert nun Nachbesserung.

„Die Mitarbeiter der Offenen Ganztagsschulen sind schon genügend mit den anderen Kindern beschäftigt. Den speziellen Bedürfnissen der Kinder mit Behinderung können sie gar nicht nachkommen“, sagt Kleemeyer. Diese müssen unter Umständen gewickelt werden, bräuchten Hilfe beim Toilettengang oder beim Fahren mit dem Rollstuhl.

Manche Kinder bräuchten auch eine Begleitung durch den Tag, weil sie das organisatorisch nicht alleine schaffen können. Zum Beispiel werde eine gezielte Hausaufgabenbetreuung benötigt. „Zudem haben viele dieser Kinder große Probleme, mit Gleichaltrigen in Kontakt zu treten. Ein Integrationshelfer könnte als Vermittler fungieren und die Schüler so besser in die Gemeinschaft zu integrieren“, sagt Kleemeyer.

Knackpunkt ist, dass die rechtliche Grundlage für die Bewilligung von Betreuung eng an den Begriff der „schulischen Bildung“ geknüpft ist. Dabei ist nicht eindeutig geklärt, ob die OGS-Angebote Teil der schulischen Bildung sind.

Marion Gebauer, Fachreferentin für den Offenen Ganztag beim Paritätischen NRW, fordert daher: „Der Offene Ganztag muss als schulisches Bildungsangebot anerkannt und der OGS-Erlass entsprechend angepasst werden.“ Handele das Land nicht, blieben die betroffenen Familien vom Gutdünken der Kommunen abhängig. „Wer Inklusion ernst meint, der muss sicherstellen, dass die benötigten Leistungen auch in Anspruch genommen werden können“, sagt Gebauer.

In der Politik wird die Forderung begrüßt. „Das ist ein sinnvoller Ansatz, der umgesetzt werden sollte“, sagt Gerd Schaeben, schulpolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen. Auch Arno Oellers, Bezirksvorsteher West, meint: „Wenn wir behinderte Schüler integrieren, dann muss das auch für Ganztagsschulen gelten.“